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Von der Illa de Arousa nach Santiago de Compostela

Da wir Santiago de Compostela einen Besuch abstatten möchten, aber noch nicht wissen, wo wir übe.rnachten sollen, fahren wir als erste Station den kommunalen Stellplatz in Padron an. Dieser sieht aber bei bedecktem Wetter so schmuddelig und uneinladend aus, dass wir dort nur Abwasser ablassen und Frischwasser aufnehmen. Also geht es nun weiter in Richtung Santiago zum Stellplatz in O Millandoiro, genauer Nuevo Millandoiro. Dies ist ein auf dem Reißbrett entworfener Vorort von Santiago de Compostela mit relativ neuen Hochhäusern, Ladenlokalen, Schulen und einem angegliederten Gewerbegebiet.
Der Stellplatz ist umsonst, die Zeit ist auf 72 Stunden begrenzt und es gibt eine saubere V/E-Station. Auf den ca. 10 Plätzen herrscht ein Kommen und Gehen und es fühlt sich durch die angrenzende Bebauung sehr sicher an.
Der Platz hat aber insbesondere folgenden Vorteil: Ob zu Fuss (ca. 7 km auf dem letzten Teilstück eines Pilgerweges), per Bus (ca. 20 Minuten für derzeit 1,55 Euro je Person) oder per Taxi gelangt man mehr oder minder schnell in die Nähe der kathedrale. Wir wählen die Busvariante und setzen uns unsere besten Coronamasken auf (FFP3). Am Bahnhof verlassen wir den Bus und brauchen dann noch ca. 10 Minuten bis zur Altstadt. Dort nehmen wir aber nicht den direkten Weg zum Kathedralenkomplex, sondern lassen uns durch die Nebenstraßen treiben, um eine Möglichkeit für einen schönen Mittagstisch zu finden. Hier wählen wir schließlich die Bar Pepa A Loba. Unsere Salate mit Thunfisch sind der Knaller, die Herzmuscheln munden gut, nur den  zusätzlichen Hamburger hätten wir uns sparen können.
Gut gesättigt geht es dann zur Kathedrale. Ja und es ist wirklich so, dass einem die Kathedrale und die umliegenden Gebäude die Sprache verschlagen. Selten haben wir - so dicht gedrängt - solch eine Wucht und Pracht an Gebäuden gesehen. Aber wo sind die Pilger? Ich dachte eigentlich, dass wir mehr antreffen würden, aber sie lassen sich an einer Hand abzählen. Daher nutzen die Kathedralenrestauratoren die Coronazeit wohl auch zu umfangreichen Renovierungsarbeiten. Das Hauptportal ist gesperrt und wir freuen uns dann um so mehr, dass wir über das Seitenportal in den Kathedralenbereich eintreten können.
Hier liegen also die Gebeine des Apostels Jakobus, der Schädel soll ja dagegen in Jerusalem sein. Die Gebeine liegen genau in der Krypta unter dem Hochaltar in einem Silberschrein, das Ziel enes jeden Pilgers. Für mich war das Ziel das ca. 60 kg schwere Weihrauchfass (das Botafumeiro), welches ich schon in diversen Reportagen habe schwingen gesehen. Leider war es aber nicht vor Ort und so konnte ich nur die Konstruktion der Umlenkrollen und des Hängeseils betrachten. Irgendwo an einem Seitenportal haben wir dann noch Skulpturen vom Papst Benedikt Ratzinger und Johannes Paul dem Zweiten entdeckt.
Letztendlich sind wir froh zu Coronazeiten da zu sein. Das Verhältnis zwischen Kirche, Glaube und Kommerz führt zu vielen Fragen in unseren Köpfen. Nun in diesen stillen Zeiten kommen vielleicht wieder vermehrt die wahren Beweggründe des Pilgerns zum Vorschein.