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Wandern von Mórdomo nach Camelle

Da das Wetter weiter schwächelt, beschließen wir zu einer Küstenwanderung zu starten. Unser Ziel ist der südlich gelegene Ort Camelle. Hin und zurück rechnen wir mit knapp 10 km. Und die Wanderung lohnt sich. Wir kommen an bizarren Felsformationen vorbei, die durch den Atlantik geformt sind. In den kleinen Buchten liegen tausende von rund geschlagenen und geschliffenen Steinkugeln, oftmals bis zur Basketballgröße. Zwischen den Steinformationen wachsen bunte Wildblumen und der Wanderweg geht mitten hindurch. Zum Glück sind wir noch recht trittsicher, denn man kann hier herrlich umknicken. Schnell erreichen wir die Ortschaft Camelle mit ihrem kleinen tiefeinschneidenden Stadtstrand und Fischereihafen. Da noch Ebbe herrscht, gehen etliche Einwohner tiefgebückt dem Muschelsuchen nach.. Ein Anderer breitet eine Algenart zum Trocknen auf dem Bürgersteig aus.
In der Nähe der Kaimauer treffen wir auf die Hauptattraktion des Ortes. Es sind die Reste des ehemaligen Wohnsitzes des deutschen Einsiedlers Manfred Gnädinger, von den Einheimischen "O Alemán" oder nur "Man" genannt. Er kam 1962 "gut gekleidet und gebildet" nach Camelle und begann hier Anfang der Siebziger auf einem meernahen Grundstück ein absolutes "Aussteigerleben". Er wohnte in einer Art Minihaus- heute würde man es Tiny-House nenenn -, baute Gemüse an und ging regelmäßig im Atlantik schwimmen. Oft trug er nur einen Lendenschurz und irgendwann begann er mit den Resten von Treibgut, den vorhandenen Steinen und etwas Zement Skulpturen in seinem Garten zu errichten. Dies sprach sich herum und so wurde er später oft besucht und fotografiert. Im November des Jahres 2002 ereignete sich vor der Costa da Morte das Tankerunglück der "Prestige" und auch Camelle war davon stark betroffen. Überall an den Küsten hatte sich das ausgelaufene Öl festgesetzt, so auch im Garten des "Man". Kurz darauf starb Manfed Gnädinger 66jährig. Vermutet wird, dass dies auch aus Gram über die Zerstörung seines Lebenswerkes geschah.. Sein Tod führte dazu, dass er ein Idol der galicischen Umweltbewegung wurde.

Leider sieht das Gelände, der Garten bei unserem heutigen Besuch etwas verkommen aus und die Skulpturen scheinen derzeit dem Verfall preisgegeben .....hoffentlich ändert sich dies wieder.