· 

Zum Pulo do Lobo (Wasser- oder Reinfall)

Es gibt Tage, da läuft es leider nicht so wie geplant. Der heutige gehört dazu.

Gegen Mittag verlassen wir Mertola und fahren nordwärts zum Pulo do Lobo. Unser Weg führt uns über knapp 30 km, davon sind 15 bis 20 km schlecht befahrbare Straßen. Hier geht es nur mit Tempo 40 einigermaßen rüttelfrei voran, aber egal, wir haben endlos Zeit.

 

Die Zufahrt endet für uns vor einem geöffneten Tor, ab der die vorher geteerte Straße in eine Schotterpiste übergeht. Hier werden wir zu einem kleinen Rundweg über knapp 5 km zum Wasserfall und zurück starten. Da die Sonne nicht scheint und ein leichter Wind geht, ist es recht kühl, so dass wir uns entsprechend warm angezogen haben. Vera versteckt zusätzlich ihre Hände in den Pulloverärmeln. Zügig geht es für uns die Schotterpiste hinab bis Vera plätzlich ins Stolpern gerät. Sie ist mit dem Fuß an einer Steinkante hängengeblieben, hat die Hände aber noch in den Ärmeln und versucht mit schnellem Laufen ihr nachgebendes Gleichgewicht auszugleichen. Dies gelingt ihr zum Glück, aber sie hat sich mit dem Fußgelenk vertreten. Naja, hoffentlich ist es nicht so schlimm.

 

Kurze Zeit später (ca. 1,5 km) erreichen wir den Wasserfall, der aber eher ein Felsdurchbruch durch weiches Gestein ist. Die Felsen werden mit verschiedensten Kanälen durchflossen und hin und wieder brechen Felsstücke nach.. Es ist sehenswert, aber bei bedecktem Himmel halt nur halb so schön, wie es bei klarem Licht wäre. Wir beschließen unsere Runde fortzusetzen. Sie führt jetzt ab dem Wasserfall am Fluss entlang. Hierbei sind immer wieder schroffe, spitzkantige Felsen zu übersteigen. Das ist natürlich für Veras Fuß eine Herausforderung, denn jeder Gelenkknick bedeutet auch eine zusätzliche Belastung.

 

Und da sie versucht, das Gelenk zu schonen, verlagert sie ihr Gewicht auf ihr Knie, welches sie kurz danach zusätzlich verdreht. Wir sind jetzt ungefähr an der Hälfte der Rundtour angekommen. Die Stimmung ist mies, ich sorge mich um Vera, sie läuft aber unbeirrt voran. Weiter geht es, wie man so schön sagt (hier passt es) über Stock und Stein. Eigentlich ist es eine tolle Tour, wenn die Füße und der Geist mitspielen. Heute ist dies bei Vera aber nicht der Fall. Nach einem weiteren Kilometer sehen wir endlich den Aufstieg vom Fluss zurück in Richtung unseres Parkplatzes. Aber das letzte Stück ist noch einmal mit Felsen gespickt, und Vera haut es noch einmal so richtig aus den Schuhen. Sie versucht sich abzufangen, reißt sich dabei aber die Handinnenfläche auf. Auch ein Nagel muss bei dieser Aktion dran glauben. Oje oje, ich würde sie gerne tragen, aber von dieser sportlichen Form bin ich weit entfernt. Durch Schmerz und Wut laufen an Veras Wange die ersten Tränen hinunter. Das ist auch für mich arg, aber kurz darauf beißt sie noch einmal alle Zähne zusammen. Bis zum nächsten Sturz ...

 

Jetzt ist es aus. Aus ihrem Mund kommen nur noch folgende Worte: "Das verzeihe ich Dir nie!" Ich weiß jetzt allerdings nicht, was ich damit zu tun habe, dass sie ihre Hände in ihren Pulloverärmeln wärmen musste. Aber gut, sie meint, wir hätten ja auch in Mertola bleiben können.

 

Nach knapp 6,,5 km sind wir zurück am Wohnmobil. Vera ist am Ende Ihrer Kräfte. Die Tour war für uns heute ein Reinfall. Wir haben keine guten Fotos geschossen und eine Person auf unserer Krankenstation, die somit zu 50 Prozent ausgelastet ist. Da darf jetzt keiner mehr dazu kommen. Wir beschließen die Nacht auf unserem Parkplatz zu verbringen und bekommen auch hier wieder Gesellschaft von einem ..... natürlich Niederländer.