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Letzte Tage in Tarifa

Heute stellen wir uns auf den Wohnmobilstellplatz in Tarifa. Dieser hat eine saubere V/E-Station, kostet derzeit 8 Euro je Nacht und liegt nahe zur Strandpromenade. Neben Wechselgästen stehen hier auch einige Dauerbewohner, die mehrere Hunde besitzen. Unter anderem gibt es eine Frau mit einem hellen Labrador und einem kleinen Dackel.

 

Für uns geht es wie immer gegen Mittag los mit unseren Hunden. Am Strand laufen wir in Richtung der vorgelagerten Insel nebst Leuchtturm. Zur Linken erhebt sich ein Turm des ehemaligen Castillo de Santa Catalina. Wir umrunden diesen und erblicken dann im Hafen unsere voraussichtliche Fähre, den FRS Jet. Dieser legt gerade ab und sein dumpfes Motorgrollen ergreift unseren Körper. Noch können wir uns für die Fährfahrt nicht begeistern. Wir lassen den Hafen hinter uns und tauchen ein in die wunderbare Altstadt Tarifas. Ohne besondere Bauwerke hat dieser Kern einen ganz eigenen Reiz, dem wir uns nicht entziehen können. Kleine Geschäfte und Bars ziehen an uns vorbei. Zurück am Wohnmobil setzen wir uns noch etwas in die Sonne, bevor wir gegen Abend erneut am Strand auf und ab laufen.

 

Am nächsten Morgen, dem "Black Friday" gehe ich zum Ticketverkauf der Fährgesellschaft FRS. Wir erhalten auf den normalen Preis (2 Personen, 1 Wohnmobil, 2 Hunde) den versprochenen Rabatt von 20 Prozent und zahlen letztendlich für die Hin- und Rückfahrt knapp 438 Euro. Als Fährzeit wird 11 Uhr am morgigen Sonnabend festgehalten, die Rückfahrt soll am 22.02.23 erfolgen. Nach unserer mittäglichen Hunderunde kommen wir vom Strand zurück in Richtung Stellplatz. Plötzlich sehen wir vor uns an der letzten Kreuzung den hellen Labrador von der Dauerbewohnerin direkt am Zebrastreifen auf dem Gehweg liegen, neben ihm sitzt sein Dackelbruder. Die ersten Spanier halten an und betrachten den Labrador. Auch wir gehen hin, er liegt einfach nur da und hechelt schwer vor sich hin. Es ist eine Hündin. Ein Spanier und ich versuchen dem Hund etwas Wasser zu geben, ein anderer Spanier redet auf uns ein und sagt sinngemäß, dass die Polizei den Hund töten würde/ sollte (?). Seine Handbewegung an der Kehle zeigt es zumindest. Vera bringt unsere Hunde zurück zum Wohnmobil und versucht den Platzwart zu fragen, ob er mehr über die  Besitzerin weiß. Mein Gedanke ist nur, dass der Hund zurück zu ihrem Kastenwagen muss. Falls er stirbt, soll er dort liegen und nicht an der Kreuzung. Kann ich ihn einfach hochheben? Es ist eine ziemlich übergewichtige Hündin (40 kg?) und ich habe Angst, dass sie vielleicht eine innere Verletzung hat. Egal, ich richte ihren Kopf etwas auf, schiebe meine Arme unter sie und hebe sie dann hoch. Über die Kreuzung geht es für mich die knapp 50 m zum Stellplatz. Der Dackel springt derzeit an mir hoch, weil ich ja sein Schwesterchen wegtrage. Booh, ist der Hund schwer, ich schaffe es noch auf den Stellplatz, aber so 30 m vor meinem Ziel entgleitet mir die Hündin aus den Armen, und ich muss sie ablegen. Vera spricht mit ihr, gibt ihr wieder Wasser und dann auch noch etwas Hundefutter. Sehr komisch, Appetit hat sie, aber ihre Seitenlage behält sie bei. Der Dackel bleibt weiterhin an ihrer Seite und leckt sie mehrmals. Der ist wirklich ein treuer Begleiter. Der Platzwart fragt mich mehrere Male, ob der Hund angefahren wurde. Ich sage jedesmal, dass ich das nicht glaube, sie wäre eher alt und hätte vielleicht eine innere Krankheit. Als ich mich gerade hinunterbeuge, um die Hündin noch die letzen Meter zu ihrem Zuhause zu tragen, taucht plötzlich die Besitzerin auf. Jemand hat ihren Hund an der Kreuzung gesehen und ihr Bescheid gesagt, es wäre alles normal mit ihrem Hund. Mit beherzten Worten zieht sie die Hündin an ihrem Halsband auf die Beine und läuft mit ihr zum Kastenwagen. Dort wird der Hund im Schatten wieder seitlich gelagert und erhält noch etwas Wasser. Nochmals frage ich, ob denn alles in Ordnung wäre. Sie bejaht dies und meint, dass ihr Hund mit 10 Jahren ja alt wäre. Zudem denken wir uns, hat sie auch Einiges zuviel auf den Rippen. Die Besitzerin verschwindet wieder zur Arbeit, und wir behalten den Hund im Auge. Als wir nochmal hinübergehen, wedelt sie zumindest schon einmal mit dem Schwanz. Der Schreck verlässt damit auch langsam unsere Körper.

 

Wir halten daher an unserem ursprünglichen Plan fest und suchen das uns empfohlene vegane Restaurant "Chilimosa" auf. Dies ist total winzig und hat eine urige Atmosphäre. Wir bestellen eine Vielfalt von Leckereien aus der Karte, sind aber insgesamt doch ziemlich enttäuscht. Die "Google-Kritiken" waren so überaus positiv, dass unsere Erwartungshaltung auch sehr hoch war. Leider war es dann doch eine ziemlich einfache Küche ohne große Raffinesse. Zurück führt uns unser Weg am Stand entlang. Wir treffen dort auf eine religiöse spanische Gemeinschaft, die in einer Art Tanz, unterlegt mit Trommeln, schwenkenden Räucherkelchen und lauten Ausrufen, das Leben preist. Wir dagegen setzen uns noch für ein Getränk in die Waikiki-Bar und genießen den Ausblick. Am Wohnmobil stellen wir fest, dass sich unsere Labradorhündin wieder bewegen kann und gerade irgendeinen Knochen o. dgl. verspeist. Nachmittags gibt es noch einen witzigen Hundekontakt. Eine Spanierin läuft mit ihren kleinen weißen Hunden über den Stellplatz, wobei der Pudel von ihr modisch aufgepeppt wurde (pinkfarbene Kopfhaare und dazu die passend lackierten Krallen). Unser Ding ist sowas ja nun nicht, aber die Besitzerin lässt immerhin ihre Hunde frei herumlaufen und freut sich dann über nette Gespräche mit staunenden Menschen wie uns.

 

Den Abend verbringen wir ruhig und fiebern unserer morgigen Fährfahrt entgegen.