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Ein herrlicher Ort - Rabat

Wir fahren gegen 10 Uhr die kurze Strecke nach Rabat. Ich befürchte wieder ein Verkehrschaos, aber wir werden positiv überrascht. Mehrspurige breite Straßen führen uns geruhsam ins Zentrum. Durch einen langgestreckten Kreisverkehr werden wir glücklicherweise per Ampel geordnet geleitet. Direkt benachbart zur berühmten Kashah des Oudaias  gibt es am Kreisel zum Tunnel einen öffentlichen Parkplatz an der Flusspromenade. Die ersten Worte der Parkwächter sind, dass eine Übernachtung nicht möglich ist. Schade, aber wir sind darauf eingerichtet, und unser Ausweichplatz ist in knapp 60 km Entfernung schon ausgewählt.

Zuerst gehen wir mit den Hunden am Fluss Bou-Regreg Richtung der Brücke, die Rabat mit der jenseits gelegenen Stadt Salé verbindet. Es gibt ein "historisches" Restaurantschiff und anschließend eine Gastrozeile. Jenseits des Flusses liegen moderne Appartementhäuser. Landeinwärts fällt unser Blick auf das moderne Grand Theatre, eines der letzten Projekte der 2016 gestorbenen irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid. Die Fertigstellung erfolgte aber erst drei Jahre nach ihrem Tod. Benachbart entsteht als Prestigeobjekt das demnächst höchste Gebäude Afrikas (252 m). Es handelt sich um ein durch den König Mohammed VI gefördertes Projekt, um seine "Königsstadt" weiter zu "verschönern". Auffällig ist es daher, weil es in Rabat bisher keinerlei hohen Gebäude gibt. Bei unserer Hunderunde sehen wir noch den "Hassan-Turm", welcher als Minarett-Fragment einer ursprünglich im 12. Jahrhundert begonnenen gigantischen Moschee übriggeblieben ist.

 

Nach einer kurzen Verpflegungspause machen wir uns dann ohne die Hunde nochmals auf. Unser Weg führt uns direkt in die Kasbah des Oudias, die uns mit ihren verwinkelten und gepflegten Gassen verzaubert. Natürlich gibt es hier auch eine marokkanische Teestube und diverse Souvenirshops, aber alles nur dezent und nicht aufdringlich. Zudem sind nur wenige Touristen unterwegs. Wir verlassen die Kasbah und betreten gegenüber die Medina. Da heute Freitag ist und das wichtige Mittagsgebet naht, sind schon etliche Geschäfte geschlossen. Für uns reichen aber die Eindrücke. Vieles ist neu, was für Gewürze werden hier angeboten?, was sind das für komische "Lammköpfe", die gegrillt als Imbiss offeriert werden?, was für komische Säfte werden hier in alten Pressautomaten frisch hergestellt? Fragen über Fragen, die wir heute nicht beantwortet bekommen. Wir schauen einfach in die verschiedensten Gassen und Türen hinein, und zwischen den vielen Geschäften sind dann wieder Eingänge zu den einzelnen Moscheen, in die heute auch Frauen verschwinden. Gegen 14 Uhr sind wir dann erneut auf dem Weg zum Hassan-Turm, weil sich dort auch das Mausoleum von ehemaligen marokkanischen Königen befinden soll. Von überall her ertönen Muezzinrufe, die in den Straßen widerhallen. In Richtung der Moschee am Hassan-Turm begleiten uns nur noch Männer. Die Reicheren haben Begleitpersonen dabei, die einen Klappstuhl und den Gebetsteppich zu tragen haben. Zunächst sitzen die Männer bei der ersten Predigt noch im Außenbereich der Moschee. Erst zum Hauptgebet - zumindest vermuten wir das - gehen fast alle hinein. Hinter der Moschee stehen zusätzlich Übertragungswagen von Radioanstalten, die anscheinend dieses Freitagsgebet live senden. Natürlich ist das alles für uns ein ungewohnter Anblick, aber genauso wird es ein Moslem empfinden, wenn er bei uns einer Kirchenzeremonie beiwohnt. Und eines ist auch hier wie bei uns, nach dem Abschluss leert sich das Gebetshaus rasend schnell und die Menge verteilt sich in jede Richtung. Achja, einen offenen Zugang ins Mausoleum finden wir nicht, sämtliche Zugangstore sind anscheinend zum Freitagsgebet gesperrt.

 

Damit reichen uns für heute aber auch unsere ersten Eindrücke in einer der vier Königsstädte Marokkos. Rabat ist sauber, nicht überlaufen, nicht hektisch, eigentlich für eine Stadt untypisch ruhig und somit für einen Besuch sehr angenehm. Wir nehmen uns vor, auf der Rückfahrt hier noch einmal anzuhalten. Vielleicht klappt es.