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Von Mohammedia in den Randbereich von Marrakesch

An der Küste sind Regen und Wind hervorgesagt. Also wählen wir das Landesinnere und fahren Richtung Marrakesch. Rund um Casablanca herrscht ein reger Verkehr. Interessant ist, dass wenn die eigentlichen zwei Fahrspuren stocken, etliche Fahrzeuge auf die Spur einer Baustelle ausweichen. Dort fahren sie bis ein Baufahrzeug den Weg blockiert, dann geht es zurück auf die eigentliche Straße. In der Stadt Berrechid halten wir an und gehen im Carrefour einkaufen. Leider muss ich auch wieder etwas Luft auf unseren einen Zwillingsreifen geben. Er verliert sie immer wieder. Danach geht es weiter auf der Autobahn durch eine karge Landschaft. Und es weht leider auch hier so enorm, dass wir mit unserem Michel teilweise nur noch 60 km/h fahren. In diesen Situationen verfluche ich wirklich unser Wohnmobil, das Mercedes-Fahrwerk und der Aufbau harmonieren bei Wind überhaupt nicht.

 

Genervt erreichen wir gegen 17 Uhr den Campingplatz Le Relais im Norden von Marrakesch. Hier stehen Do und Gerd sowie Ute und Jan, die wir vor zwei Jahren in Südspanien bei unserer ersten Langzeitreise getroffen hatten. Danach standen Do und Vera immer mal wieder per Messenger in Kontakt, so dass jeder immer ganz gut informiert war, wo sich der andere gerade rumtrieb. Sehr schön in "DER STADT" Marokkos bekannte Gesichter zu treffen. Der Campingplatz gefällt uns super, er ist schön grün, hat einen Poolbereich und ein gemütliches Restaurant. Außerhalb des Geländes ist es dann leider etwas anders, viele aufgeschotterte mülllastige Brachflächen. Für unsere Hunde sind diese aber durchaus zum Schnuppern geeignet, da Knochen- und Essensreste die Nasen anregen.

 

Am nächsten Tag schaut die Sonne heraus und wir plauschen alle gemeinsam in der Sonne. Mittags trinken wir im Außenbereich des Restaurants unseren ersten marokkanischen Minztee. Etwas später beginnt das Spiel! Marokko gegen Spanien! Gegen Ende der zweiten Halbzeit knurren unsere Mägen so sehr, dass wir erneut ins Restaurant einkehren. Wir bekommen unsere Gerichte (Seffa Poulet und Tajine Boeuf) als beim Fußballspiel das Elfmeterschiessen beginnt. Ein Fernseher ist im Außenbereich aufgestellt, dort sitzen viele internationale Gäste. Dieser ist immer etwas eher dran, als der Fernseher mit marokkanischem Publikum im Innenbereich. Als Marokka das Elfmeterschießen grandios gegen die alte Kolonialmacht gewinnt, gibt es kein Halten mehr. Alles jubelt und hüpft durch die Gegend. Aber das währt nur kurz und danach geht alles wieder seinen gewohnten Ablauf weiter. Wir können jedenfalls noch unser Essen genießen und am Nachbartisch kommen dann noch die Seabridge-Reiseleiter Renate und Jamal hinzu, die wir in Asilah kennengelernt hatten. Die Welt ist klein in Marokko.

 

Ute und Jan lassen sich vom campingeigenen Serviceteam die Kratzer an Ihrem Wohnmobil entfernen, Do und Gerd entscheiden sich den fälligen Ölwechsel durchführen zu lassen, und wir? Da war doch noch unser schleichender Plattfuß. Jamal hat uns empfohlen, einen Reifenservice außerhalb des Campingplatzes aufzusuchen, da dies dann günstiger und außerdem auch alles Notwendige zur Hand ist. Es gäbe wohl einen großen Bridgestonebetrieb. Diesen suche ich mir im Internet heraus und fahre dort nach dem MIttag vorbei. Als ich ankomme, sind in den seitlichen Boxen zwei Pkw auf Bühnen hochgefahren, die riesige zentrale Halle ist leer. Dort darf ich einfahren. Ein junger Mann in Adiletten kommt zu mir und fragt nach meinem Problem (wir sprechen leider beide schlecht Französisch), so dass er zuerst denkt, ich bräuchte nur Luft. Mit Hilfe seiner Arabisch-Deutsch-App kommen wir dann aber gut zurecht. Der Reifen wird von ihm zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter demontiert, dann pumpen sie ihn ordentlich auf, um mit einer Lecksuchpaste die Fehlstelle zu finden. Meine Vermutung war die Ventilverlängerung. Es ist aber ein Loch in der Lauffläche. Der Reifen wird maschinell abgezogen, ein nagelähnlicher Gegenstand entfernt und dann kommt ein kaltklebender Flicken von innen auf das Loch. Ingesamt dauert das Ganze knapp 45 Minuten, als Rechnung bekomme ich den Betrag von 30 Dh (= 2,7 Euro). Jetzt staune ich nicht schlecht. Ich drücke den beiden Mitarbeitern noch 20 Dh so in die Hand und fahre zurück zum Camping. Alle dort sind überrascht wie schnell ich zurück bin.

 

Am Abend besuchen wir noch einmal das Restaurant. Hier wird übrigens auch Alkohol ausgeschenkt. Die Flasche Wein kostet 140 Dh, die Biere (0,25 l) je nach Herkunft von 30 bis 40 Dh. Also soviel wie eine Reifenreparatur ...