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Durch die Todraschlucht nach Tamtatouche

Bergabwärts folgen wir dem Dádes bis zum Kreisel nach Tinghir. Do und Gerd sind schon vor uns los und haben uns folgende Nachricht zukommen lassen: "Wurden hinter dem Kreisel von der Polizei angehalten und müssen für ein Stoppschildvergehen und Nichtblinken 150 Dh zahlen." Manchmal ist es gut, wenn man trödelt. Und da wir drei "Drängler" hinter uns haben, lassen wir diese sämtlich an einer geeigneten Stelle vorbei. Als wir den Kreisel erreichen, stehen sämtliche "Drängler" bei der Polizei, und wir werden freundlich vorbeigewunken (vielen Dank Do und Gerd!).

 

In der knapp 50000 Einwohner großen Oasenstadt Tinghir fahren wir entlang des Flusses Todra in Richtung der Gebirgskette. Dort erreichen wir dann den unter Touristen äußerst beliebten Todradurchbruch. Hier ragen Felsen direkt neben dem Flussbett nahezu senkrecht bis zu 300 m in die Höhe. Es ist schaurig schön. Was ist, wenn heute ein Felsbrocken sich für einen Abgang entscheidet? Egal, es wird schon nichts passieren, und wir fahren langsam entlang der bunten Verkaufsstände der Händler. An einer Stelle stehen etliche asiatische Touristen im Flussbett und fotografieren von dort wahrscheinlich die absolute Engstelle, die wir dann auch schnell erreichen. Da heute nur wenig Verkehr herrscht, kommen wir problemlos hindurch. Danach öffnet sich das Flusstal etwas. Aber noch immer haben wir an der einen Straßenseite steilaufragende Felsen. Wir fragen uns, ob es das schon gewesen ist und folgen der mehr oder weniger guten Straße. Besonders schlecht ist sie immer in den engsten Flusskurven, weil dort bei Starkregen wohl der oberste Fahrbahnbelag ausgewaschen wird. Langsam gewinnen wir an Höhe und sehen nach knapp einer halben Stunde eine Staumauer vor uns aufragen. Hier geht es in engen Kurven steil bergan. Dahinter haben wir einen "Stauseeblick", allerdings ist der Staubereich nur kaum mit Wasser gefüllt. Oje, wie trocken ist hier alles.

 

So kann uns auch unser Zielort Tamtatouche nicht überzeugen. Es gibt kaum noch grüne Vegetation. Überall ist nur blanker Fels. Dazwischen stehen die Häuser des Ortes aufgereiht. Zumindest heute kann man kaum verstehen, wie und warum hier Leute wohnen. Da passt es dann auch, dass von den kleinen Kindern, die uns freundlich zuwinken, uns der ein oder andere den "F...kfinger" zeigt. Unser Campingplatz Baddou ist ansonsten sehr schön, es gibt vernünftige Stellpflächen, Strom, Wasser, einen Pool und nette Sitzecken. Zur Begrüßung erhalten wir einen Tee und die schlechte Nachricht von Gerd, dass der Landstrom nicht mehr bei seinen Batterien ankommt. Ein bis zwei Stunden tüfteln wir herum, warum der FI-Schalter ausgelöst hat. Schließlich identifizieren wir die eine Steckdosenreihe des Campingplatzes als Verursacher. Zum Glück ist es kein Schaden an der Elektroverteilung des Wohnmobils. Wir schlafen ausgezeichnet und fahren am nächsten Tag nochmals die Todraschlucht in die Gegenrichtung. Unterwegs treffen wir auf eine Herde Ziegen nebst ihrem Hirten. Da ich anhalte, fragt der Hirte natürlich gleich nach etwas Geld. Ich gebe ihm 4 Dh und Vera schießt ein paar Fotos der Ziegen. Der Ziegenhirte sieht aus wie siebzig, bewegt sich aber wie ein Fünfzehnjähriger (was jetzt näher an seinem Alter ist, wissen wir nicht ...).  In den Randgebieten Tinghirs kaufen wir kurz danach unser bisher leckerstes Fladenbrot.