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Aus der Wüste nach Zagora

Wir verlassen Merzouga und fahren zurück bis Rissani, um dort in Richtung Zagora abzubiegen. Während unserer "einsamen" Fahrt sehen wir öfters freilaufende Kamele, die sich an den dornigen Büschen verköstigen. Die Landschaft ist äußerst trocken, hin und wieder gibt es Sandverwehungen bis auf die Straße. In Zagora geht es für uns auf den Campingplatz "Oasis Palmier", wo wir Do, Gerd und Peter beim gemütlichen Teetrinken antreffen. Das Campingplatzpersonal weist uns den Platz neben unseren Freunden zu und  "möbliert" unsere Ausgangstür mit einem Teppich und einem Holztisch, sehr nett das Ganze. Danach gibt es auch für uns einen Begrüßungstee. Der Campingplatz ist recht klein und üppig mit Palmen bepflanzt. Im Sommer ist das gut, jetzt im Winter wird doch eher die wärmende Sonne ausgesperrt.

 

Wir gehen natürlich sofort los, um die Umgebung zu erkunden. Nördlich vom Campingplatz schließt sich ein wunderbares Hotelrestaurant an, das Riad Sofian. Ansonsten gehen wir hauptsächlich zwischen kleinteilig parzellierten Gärten entlang, die über ein Grabensystem bewässert werden. Viele Gärten verfallen aber mehr und mehr, auch hier scheint sich der allgemeine Wassermangel bemerkbar zu machen. Hinter den Gärten liegt das ausgetrocknete breite Flussbett des Dráa. Zurück am Platz spielen wir noch etwas Karten, um dann schon früh zum Kochen im Wohnmobil zu verschwinden.

 

Der nächste Morgen beginnt mit den üblichen Arbeiten rund um das Wohnmobil. Ich tanke etwas Wasser und gegen 10 Uhr starten wir unsere Waschmaschine. Gerd ist auch schon emsig an seinem Wohnmobil am Arbeiten, u. a. hat er das schwergängige Schloss an der Aufbautür geschmiert. Allerdings so geschickt, dass Do kurz darauf mir gegenüber steht und meint, dass sie sich ausgesperrt haben ...  Und so ist es auch, die Aufbautür ist zu, die Fahrertüren sind zu, die Fenster sind zu und sämtliche Schlüssel hängen ordentlich im Wohnmobil. Oweia, was jetzt? Ich schaue nach Tipps im Internet und einer davon ist, mit einem Flacheisen durch die Türdichtung hindurch den Schnapper des Schlosses der Aufbautür zu treffen. Da wir kein Flacheisen haben, versuche ich es mit einem dicken Kabelbinder. Das bringt aber keinen Erfolg. Zwischenzeitlich hat Gerd über den Platzchef "Mubarak" einen Reparaturtrupp an Automechanikern organisiert. Diese sind aber auch mehr oder minder ratlos. Bei den Türen und seitlichen Fenstern sehen sie keine Chance, vielleicht geht etwas an den Dachluken. Ich hole meine Leiter und steige mit dem Chefmechaniker aufs Dach. Die Dachluke über dem Bad sieht eigentlich offen aus, wir ziehen den Deckel etwas nach oben, aber aus irgendeinem Grund hakt es noch irgendwo. Dann hat der Chefmeckaniker eine Superidee: Die vorderste Dachluke hat vier Scharnierbolzen, die herausziehbar sind. Danach schiebt sein Assistent  einen stärkeren Draht unter die Luke und kann die  gegenüberliegende Verriegelung drücken. Und siehe da, die Luke kann nun nach oben herausgenommen werden. Glücklich darüber, dass es doch noch eine Lösung ohne großen Schaden gab, zahlt Gerd den gewünschten Mechanikerlohn (knapp 37 Euro). Den einzigen Schaden habe ich an der Badluke fabriziert, da diese beim Ziehen eingerissen ist. Den Riss klebt Gerd mit seinem selbstgemixten "Graphitkleber".

 

Nachmittags machen wir uns auf, um im Zentrum von Zagora Obst und Gemüse zu kaufen. Nach einem halben Kilometer werden wir von einem jungen Mann angesprochen, ob wir zum Einkaufen wollen. Da wir dies bejahen, verlässt er den Sozius eines Rollers und schließt sich uns an, um uns alles zu zeigen. Jetzt haben wir den Salat, wieder einen selbsteingeladenen Guide, den wir aber nicht vor den Kopf stoßen wollen. Er erzählt uns, dass er Jura in Agadir studiert, seine Familie aber einen Dekoshop mit hauptsächlich Teppichen und Textilien in Zagora betreibt. Diesen würde er uns gerne zum Schluß zeigen. Aber erst einmal geht es zum Gemüsehändler seines Vertrauens, dann führt er uns zur allerbesten Bäckerei hinter dem Café Carlos  und schließlich machen wir noch einen Abstecher in einen Bioladen für Gewürze, Teemischungen und Arganölprodukten. Unser Guide (sein Name ist Zaccharia) sorgt hier dafür, dass dieser Laden extra vom deutschsprechenden Verkäufer für uns geöffnet wird. Danach geht es zum elterlichen Laden. Hier sagen wir ihm dann aber, dass wir jetzt keine weitere Zeit hätten, da unsere Hunde im Wohnmobil warten. Pech für seinen Vater, Ihm drücke ich noch 30 Dh in die Hand, und dann machen wir uns auf den Rückweg. Wir tragen diverses Obst und Gemüse, eine Keksauswahl und etwas Kuchen, Kosmetik auf Arganölbasis, diverse Gewürze und eine Teemischung.

 

Heiligabend füllt sich der Campingplatz mehr und mehr. Wir vertrödeln tagsüber die Zeit, fahren zum Geldwechseln und kaufen nochmals Leckereien beim oben genannten Bäcker ein. Da wir gemeinsam mit Do und Gerd beschlossen haben, nicht am traditionellen Berberessen auf dem Campingplatz teilzunehmen, gehen wir gegen 19 Uhr zum benachbarten Riad Sofian. Und schon der Eingang verspricht ein schönes Ambiente, welches sich kurz danach an unserem abendlichen Tisch widerspiegelt. Wir haben eine gemütliche Sitzgruppe direkt am angeheizten Kamin zugewiesen bekommmen. So können wir es aushalten. Zu unserem Essen bestellen wir noch Wein als Begleitung und genießen dann diesen wirklich tollen Abend. Das Essen ist recht gut, der Preis ist allerdings für die örtlichen Verhältnisse auch gehoben. Aber das ist uns ziemlich egal, denn heute ist Weihnachten! Allerdings ist unsere Stimmung etwas getrübt, da unsere Familien daheim doch ordentlich mit verschiedensten Krankheiten zu  kämpfen haben. Theresa und Frida sind mit Fieberschüben beschäftigt, unsere Enna bekommt große Probleme mit einer Ohrentzündung. Zurück auf dem Campingplatz sehen wir noch marokkanische Trommler und etliche Wohnmobilisten an einem Feuer sitzen. Auch hier endet jetzt langsam das organisierte Weihnachtsfest.