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Assa - unser südlichster Ort in Marokko

Von Tata geht es für uns in Richtung Assa. Unterwegs halten wir zu unserer Mittagspause. Kurz danach stoppen noch Do und Gerd bei uns. Wir verabschieden uns erst einmal voneinander, da sich hier unsere Wege trennen. Kurz vor dem Ortseingang von Assa werden wir von der Polizei kontrolliert. Sie machen Fotos von unseren Pässen und unserem Nummernschild und fragen wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Ich sage, dass wir zum Camping vom Said fahren. Hier runzelt er die Stirn und meint, dass der Platz doch gar nicht offen sei. Viel besser würden wir bei ihnen an der Gendarmerie stehen. Ich antworte, dass wir sein Angebot annehmen, falls wir bei Said nicht unterkommen. Wir verlassen Assa südwärts und treffen nach knapp 2 km auf einen abzweigenden Schotterweg mit einem Schild "Camp4You". Was folgt ist einen halbstündige Fahrt über wirklich übles, scharfkantiges Schottergestein. Vera hat es sofort satt, ich versuche optimistisch zu sein. Mit normaler Bereifung würde ich den Weg aber nicht mehr wählen. Kurz vor dem Erreichen eines Talkessels nähert sich von hinten ein dreiräderiges Motorradgespann. Ich lasse es vorbei und der sonnengegerbte, kariesgeplagte Fahrer grinst mir auf der Fahrerseite ins Gesicht. "Willkommen, ich bin Said" spricht er in gutem Deutsch. Es sei jetzt nicht mehr weit. Hinten auf der Pritsche sitzen anscheinend seine Frau und zwei Kinder. Sie düsen weiter und wir folgen im Schrittempo. Als wir den letzten Hang hinunter fahren, sehen wir ein Haus, eine kleine grüne Oase und einen blauen Kurzhuber aus Deutschland. Ja, für diesen macht die Schotterstrecke Sinn und vielleicht auch Spaß. Wir halten an Saids Haus und werden seiner ganzen Familie vorgestellt. Er spricht so gut Deutsch, da es mal sein Studienfach war. In Deutschland war er dazu aber nicht, weil es für seine Familie viel zu teuer gewesen wäre. Stolz weist er uns auf einen kleinen Platz in seinem Palmenhain ein.

 

Wir erkunden sogleich die Umgebung und gehen mit unseren Hunden weiter in den Talkessel hinein. Als wir zurückkehren, sehen wir, dass Said Besuch von der Polizei hat. Für uns sieht es so aus, als wollten sie sich davon überzeugen, dass wir dort auch eingetroffen sind. Als Said unsere Pässe aufnimmt, erfahren wir auch den Grund der genauen Polizeikontrollen. Anscheinend wollen junge Leute eine große Silvesterparty veranstalten (ca. 1800 Teilnehmer). Auch bei Said hatten sie bezüglich einer Nutzung seines Geländes nachgefragt. Da die Leute aber munkeln, dass die Partybesucher auch den "Teufel austreiben" wollen, stößt die geplante Veranstaltung bei der muslimischen Bevölkerung auf keine große Gegenliebe. Daher hat Ihnen Said nach einem Treffen in Guelmim abgesagt. Als er uns das alles so erzählt, steht er bei uns am Campingtisch. Wir spielen gerade Karten und ich habe mein Glas Wasser vor der Nase. Zwischendurch telefoniert er aufgeregt mit einer anderen Person. Irgendwie sind alle wegen dieser Party in Aufruhr.  Said schiebt, als er wieder Zeit für uns hat, und er uns die Sachlage nochmals genauer erklären will, mein Glas auf dem Tisch hin und her, dann nimmt es es gar auf .... er wird doch nicht etwas jetzt einen Schluck nehmen? Doch das macht er kurz danach, er trinkt mein Glas in einem Zug aus und verschwindet mit einem "bis später". Wir sind erstaunt und lachen über diese Situationskomik.

 

Am Abend lädt Said uns noch auf einen Tee ein und zeigt uns den Gemüsegarten. Er übernimmt die Bewässerung, seine Frau hackt und erntet. Angepflanzt sind u. a. Auberginen, Kürbis, Tomaten, Möhren und Zucchini. Auch stehen hier Henna- und Baumwollsträucher. Wir bekommen zwei Auberginen, ein paar Rettichwurzeln, Möhren und einen Bund Koriander geschenkt. Saids Familie hat seit knapp 7 Jahren das Grundstück, am Wochenende sind alle da, in der Woche wohnen sie in der Stadt und nur Said schaut nach den Gästen. Es ist eine zusätzliche Einnahmequelle, um die Ausbildungen ihrer Kinder zu finanzieren. Am nächsten Morgen verlassen wir gegen 9.30 Uhr den Platz. Erneut geht es fast dreißig Minuten über die "Rumpelstrecke". Vor der Asphaltstraße kontrolliere ich noch einmal alle Räder auf Schäden. Aber es sieht ganz gut aus. An der Ausfahrt der Stadt Assa werden erneut unsere Pässe kontrolliert, und wir fahren zügig zum großen Supermarkt Marjane in der Provinzstadt Guelmim. Dort steht auf dem Parkplatz bereits ein als Wohnmobil umgebauter älterer Lkw mit deutschem Kennzeichen. Wir stellen uns dazu.  Als ich vor dem Einkauf mit den Hunden noch eine Runde drehe, sehe ich, dass Vera erneut von der Polizei kontrolliert wird. Aber sie muss die Polizisten vertrösten, da ich die Pässe habe. Mit einem fröhlichen "Bonjour" gebe ich sie den zwei Beamten. Auch hier geht es wieder um die "große Party". Diese soll mit aller Macht unterbunden werden. Vera und ich sehen zu alt für die Party aus, aber der Fahrer des Lkw erregt den Argwohn der Polizisten. Sein alternativer Look macht ihn zu einem potentiellen Partybesucher, obwohl er versichert, dass er lieber Gitarrenmusik als Elekrobeats hört. Als nächstes Ziel gibt er Sidi Ifni an und die Polizei wartet bis zu seiner Abfahrt, um ihn dann zu eskortieren ... Sie wollen absolut sicher sein, dass er nicht vor Ort bleibt.