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Tafedna - ein ereignisreicher Tag

Nach fünf Tagen Campingleben wollen wir heute mal wieder frei in der Landschaft stehen. Aber vorher gilt es noch Einiges zu erledigen. Obst und Gemüse kaufen, Geld abheben und Tanken stehen auf unserem Plan. Ihr werdet Euch fragen, was daran schwierig ist. Es liegt daran, dass Kartenzahlungen in Marokko nach wie vor nur selten möglich sind oder akzeptiert werden. Somit benötigen wir immer wieder Bargeld, welches wir an Bankautomaten abheben (diese Automaten gibt es aber nur in größeren Ortschaften) oder per Geldwechsel (Euro in Dirham) bekommen. Aber auch gute Geldwechselstuben gibt es nicht immer, zugepflastert ist Marokko dagegen von Cashplus-Lädchen der Western Union Bank. Hier ist zwar generell auch ein Geldwechsel möglich, aber nur zu einem äußerst schlechten Kurs. Im Städtchen Tamri wollen wir alles erledigen. Bei der Zufahrt nach Tamri stellen wir fest, dass hier an einer Flussmündung Bananen weitflächig angebaut werden. Das sehen wir auch kurz danach in den Ladengeschäften der Hauptverkehrsstraße, überall gibt es in Hülle und Fülle Bananen. Wir parken am Rand und suchen uns einen Obst- und Gemüsehändler. Wir gehen dort hinein, wo auch etwas Betrieb durch örtliche Kunden besteht. Hier sollten wir normale Preise erhalten. Beim Bezahlen stellen wir aber das Gegenteil fest, wir scheinen doch einen Touristenaufschlag bekommen zu haben. Kein Wunder bei einem Geschäftsinhaber, der seine Stammkunden anscheinend auch auf Pump einkaufen lässt. Denn vor uns steht eine ältere Frau, die mit ihm über eine noch zu zahlende Summe spricht und zusätzlich liegt vor ihm ein Notizbuch mit handschriftlichen Eintragungen.

Nach unserem Einkauf suchen wir noch eine Bank. Dort versuchen wir unser Glück am Geldautomaten. Leider scheitern wir zweimal, später werden wir feststellen, dass wir eine Geldsumme oberhalb unseres festgelegten Kreditlimits abheben wollten. Ohne Geld können wir aber nicht tanken, also frage ich im oben erwähnten Casplus-Geschäft nach einem Wechselkurs. Der Mitarbeiter meint, dass er uns auf Grund des schlechten Standes des Dollars kein gutes Wechselangebot unterbreiten kann. Er bietet 10,1 Dh für 1 Euro (der Wechselkurs liegt derzeit aber bei über 11 Dh), wir lehnen daher das Angebot ab. Nach dem Verlassen der Bank frage ich noch bei der kleinen örtlichen Tankstelle nach einer Kartenzahlung, aber wie erwartet gibt es auch hier nur eine negative Antwort. Na gut, unser Sprit reicht ja noch etwas. Am Ortsausgang von Tamri halten wir dann an einer Kooperative für Arganprodukte. Wir dürfen das Arganöl und einen Brotaufstrich aus Mandeln, Oliven und Arganöl probieren und kaufen auch beide Produkte. Das Arganspeiseöl kostet 250 Dh für einen halben Liter, der leckere Brotaufstrich liegt bei 80 Dh für ein halbes Kilo. Weiter geht es für uns an der Küste entlang bis  vor uns eine Sanddüne erscheint. Wir entscheiden uns schnell, hier eine Pause einzulegen und uns die Düne aus der Nähe anzusehen.

Es handelt sich bei den Timlalin Dunes, um Sanddünen mit unterlagernden Kalksteinschichten, die bis an das Meer heranreichen. Neben Kamelreiten wird hier auch Sandboarden angeboten. Das Gebiet gehört zum ca. 340 km² umfassenden Nationalpark Souss Massa. Und hier lebt eine wirlich seltene Vogelrasse, die es in freier Wildbahn derzeit nur hier und als halbwilde Wiederansiedlung in der Türkei gibt. Es ist ein rotschnabeliger Ibis mit der Bezeichung Waldrapp. Da sich hier in Marokko eine stabile Population ausgebildet hat, werden auch Ansiedlungsprojekte in europäischen Ländern begonnen (Deutschland, Österreich und Italien).

 

Nach einem schönen Spaziergang durch die Dünen und einem guten Kaffee geht es für uns weiter Richtung Ziel. Im Städtchen Tamanar heben wir dann nochmals Geld über unsere Auslandkreditkarte ab. Da wir diesmal unseren Verfügungsrahmen einhalten, spuckt der Automat auch den gewünschten Betrag aus. Am Ortseingang halten wir dann an einer Tankstelle und lassen vollständig Diesel auffüllen. Nachdem ich bezahlt habe, fragt mich noch ein wartendes Kind nach Geld. Natürlich lehne ich ab, damit hier in Marokko die doch noch vorhandene Geldbettelei durch Kinder nicht noch gefördert wird. Der nächste Fahrabschnitt ist geprägt von am Straßenrand sitzenden Händlern, die uns bei der Vorbeifahrt Arganprodukte entgegenrecken. Gefühlt alle 300 bis 500 m gibt es eine Verkaufsstätte. 

Dann verlassen wir die Nationalstraße 1 in Richtung Westen und fahren noch knappe 12 km durch ein schönes Flusstal. Kurz vor unserer Ankunft können wir aus noch großer Höhe auf unser Ziel hinabschauen, es ist der am Atlantik liegende Ort Tafedna. Wir durchfahren noch eine spektakuläre Kurve und sehen dann einen weitläufigen Strand sich unter uns ausbreiten. Wahnsinn, vorbei am Fischereiviertel geht es über eine neue asphaltierte Straße bis zu einem Parkplatzbereich, auf dem auch schon etliche Wohnmobile stehen. Aber es sind auch eine Vielzahl an herumstreunenden Hunden zu sehen, die sich sofort um Vera gruppieren als diese aussteigt. Natürlich verteilt sie etwas Hundefutter und alle Hunde folgen ihr zurück zu unserem Wohnmobil. Mir sind das aber zu viele Hunde, wie soll ich da mit meinen Hunden vernünftig aussteigen? Außerdem habe ich für bettelnde Hunde ein zu weiches Herz. Somit überrede ich Vera, dass wir noch ein Stück weiter fahren und uns auf eine Schotterfläche stellen. Hier sind dann auch wirklich nicht mehr ganz so viele Hunde, allerdings ist es auch ein Platz mit unglaublich viel Glasscherben und Müll. Egal, hier bleiben wir jetzt und gehen mit unseren Hunden auf die Erkundungstour an den Strand. Bevor wir diesen erreichen, gehen wir entlang einer Flussmündung, in der sich auch noch etwas Wasser staut. Hier liegen unzählige Schuhe (vor allem Sandalen und FlipFlops) herum. Wo kommen die nur alle her, mit dem Fluss, wenn dieser mal Wasser führt oder sind es durch bei Flut angetriebene Schuhe von Strandbesuchern? Schnell gesellt sich ein Strandstreuner zu uns. Es ist ein gecheckter Rüde, der von unseren Mädels gemocht wird und uns die ganze Zeit begleitet. Hin und wieder stecken wir ihm etwas Hundefutter zu. Zurück am Wohnmobil bekommt er noch ein kleines Abendessen und etwas Wasser.

Wir verbringen eine ruhige und angenehme Nacht. Am nächsten Morgens gehe ich in Richtung des etwas zurückliegenden Zentrums von Tafedna. Dies liegt noch vor der Flussmündung auf einem kleinen Hügel. Der Ort hat wirklich eine grandiose Lage und Aussicht auf den Atlantik. Da es nur eine Zufahrt gibt, hält sich auch der gesamte Verkehr in Grenzen. Das ist hier eigentlich ein absolut toller Ort zum Wohnen. Die hier tatsächlich lebenden Marokkaner werden dies aber wohl nicht sehen, denn es gibt hier keinerlei Geschäftsleben und somit sicherlich auch kaum eine vernünftig bezahlte Arbeit. Vera hat sich in diesen Ort aber verliebt und falls wir noch einmal nach Marokko kommen, halten wir hier sicherlich erneut.