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Nach Ouzoud zum Wasserfall oder ins Schwabenland?

Heute steht ein langer Fahrtag an. Zuerst geht es für uns knapp 150 km  bis Marrakesch. Dort gibt es leider keine Umgehungsstraße, so dass sämtlicher Verkehr sich einmal im Zentrum trifft, um danach wieder auseinanderzudriften. Mit einem Wohnmobil ist es dort in den Kreisverkehren und bei Spurverringerungen anstrengend, da der wuselige Verkehr sowohl vor einem als auch neben einem ständig zu beobachten ist. Es gilt das Recht des Schnelleren und Mutigeren. Hinter Marrakesch fahren wir nordostwärts durch endlose Olivenhaine. Immer wieder kommen wir an kleinen Olivenmühlen vorbei, in denen direkt verkauft wird. Schließlich halten auch wir an einer Verkaufsstelle und legen uns 2 Liter Olivenöl (80 Dh je Liter) und einen Behälter Oliven zu (20 Dh). Beides dürfen wir vorher verkosten, und es trifft unseren Geschmack. In Ouzoud angekommen fahren wir auf den uns von vielen Mitreisenden empfohlenen Campingplatz Zebra. Huch, was ist denn hier los? Der Platz ist fast vollständig mit Reisemobilen aus Deutschland belegt und direkt vor uns sehen wir einen Gesprächskreis. Das muss eine geführte Gruppe sein. Und so ist es auch, es handelt sich um eine Gruppe des Vereins der Reismobilfreunde Europa. Alle Beteiligten grüßen uns nett und die Stimmung scheint intern super zu sein. Es wird viel gelacht und nebenbei zu uns gesagt, dass auch für uns noch ein Plätzchen frei sei. Ziemlich am Ende des Platzes geht es hinter dem kleinen Poolbereich etwas den Hang hinunter. Dort stehen ein Tübinger und ein Reutlinger Wohnmobil, voll die Schwabenconnection hier. Da passt Vera ja super mit rein. Wir stellen uns dazu und Vera spricht auch gleich mit dem Tübinger Paar, welches vor Ihrem Wohnmobil die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießt. Da wir aber noch mit den Hunden eine Runde zu drehen haben, vertagen sie ihren regen Austausch auf den nächsten Tag. Als wir mit den Hunden losgehen, gesellt sich der Campingplatzhund zu uns. Es ist ein 7 Jahre alter labradorähnlicher Hund mit blauen Huskyaugen und dem Namen Danny. Er kommt sofort mit unseren beiden Hunden klar und gemeinsam gehen wir etwas in Richtung des angrenzenden Flusstals, welches sich sogleich unter uns erstreckt. Sehr schön dort unten, wir sind schon sehr gespannt auf die Attraktion Ouzouds, dem Wasserfall.

 

Am nächsten Morgen verlässt das Reutlinger Wohnmobil den Platz und ein Expeditions-Lkw mit Winnender Kennzeichen fährt vor, also mal wieder ein Fahrzeug aus dem Schwabenland. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zum Wasserfall. Natürlich werden wir wieder von Danny begleitet, ach nein, wir müssen schon sagen "geführt". Dieser Hund ist unglaublich! In jahrelanger Erfahrung hat er scheinbar gelernt, welche Runden die verschiedenen Campingplatzbesucher drehen und trottet somit immer brav voraus. Wenn man falsch ist, lässt er sich ziemlich Zeit, bis er dann doch wieder versucht, einen auf den richtigen Weg zu bringen. Für uns geht es vom Campingplatz knapp 1 km die asphaltierte Straße hinab. Dort stoßen wir auf eine kleine Parkanlage mit dahinterliegenden Restaurants. An diesen gehen wir bis zum Ende vorbei, dann zwischen einem Hotel und einem Campingplatz hindurch, um dann rechter Hand den Zugang zur ersten Aussichtsplattform am Wasserfall zu erreichen. Hier bieten sich noch Marokkaner als Führer an. Wir lehnen aber energisch ab, da wir mit unseren drei Hunden genug Begleitpersonal dabei haben. Nur von Seilen getrennt, tritt Vera an das herabfallende Wasser heran, um die ersten Schnappschüsse anzufertigen. Danach überqueren wir über eine kleine Brücke den Zufluss und gehen dann links in Richtung des Tales. Hier treffen wir auf die ersten Berberaffen, die nahe am Abgrund auf die Touristenerdnüsse warten. Wir folgen dem Weg, welcher sich dann in einen schmalen, steil abfallenden Pfad verjüngt. Immer wieder genießen wir die Ausblicke auf den Wasserfall oder in das Tal hinab. Vorbei an diversen Souvenirshops, insbesondere auch Teppiche werden hier verkauft, machen wir kurz vorm Erreichen der Talsohle einen Stop, um leckere Orangen-/Grapefruitsäfte zu trinken. Im Tal angekommen treffen wir Boote, die einen für 20 Dh an das herabstürzende Wasser heranfahren oder einen für 5 Dh an die andere Flussseite bringen. Mit unseren Hunden wählen wir den Weg über die Sandsäcke. Ich bin schon drüben, als ich von hinten höre, dass Vera nicht losgehen kann. So ähnlich erging es ihr schon im Dadestal beim Weg über einen breiten Baumstamm. Also wieder zurück mit Atura und Miza an der Leine, Vera an die Hand genommen und wieder gedreht, und ..... Jetzt steht da auch noch Danny. Er macht keine Anstalten sich zu drehen, erst als sich Miza an ihm vorbeiquetscht, dreht auch er sich. Dann folgen Atura, Jens und Vera. Geschafft, jetzt geht es weiter über gefühlt 1000 flache Stufen an einer Vielzahl an Restaurants und Shops vorbei wieder nach oben. Unterwegs halten wir noch an einer Aussichtsplattform, Vera bekommt den Berberaffen auf den Kopf, Fotos werden vom Marokkaner mit ihrem Handy geschossen und nach einem kleinen Obolus schleppen wir uns die letzten Stufen hoch. Auch Danny hat einiges von seinem ersten Elan eingebüßt. Trotzdem begleitet er Atura, Miza und mich auch wieder am Abend. Vera schwätzt derweil mit den Tübingern Ela und Fritz über die Heimat und den Lebensweg.

 

Am zweiten Tag gehen wir hinter dem Campingplatz in das rotfarbene Tal hinab. Wie fast immer ist auch diesmal wieder unser treuer Begleiter Danny dabei. Es geht für uns zwischen Olivenbäumen und kleinen Feldern hindurch bis wir den kleinen Flusslauf und die begleitende Bewässerungsrinne erreichen. Hier halten wir uns flussabwärts, um in einem Bogen wieder zum Campingplatz zu kommen. Unterwegs haben wir aber wieder Zweifel am richtigen Weg. Da Danny aber kurzer Hand über die Bewässerungsrinne springt und dort auch ein Weg weiter führt, folgen wir ihm per Sprung. Langsam lernen wir uns auf ihn zu verlassen. Wir genießen noch ein Wegstück am Fluss entlang, um dann linker Hand wieder auf das angrenzende Felsplateau hinaufzusteigen. Denn dort liegt unser Campingplatz. Zurück am Wohnmobil setzen wir uns zu den Tübingern, etwas später kommen auch noch die "Winnender" aus Backnang hinzu (Isolde und Rolf). Es gibt viel zu erzählen, leider auch über diverse Krebs- und Tumorerkrankungen. Rolf erzählt hierbei von einem Heilungsansatz gegen Krebszellen durch die einjährige Beifußpflanze Artemisia. Es hört sich sehr interessant an, ich hoffe, dass sie ihm auch auf Dauer helfen wird.

 

Ouzoud bleibt uns in bester Erinnerung. Der Campingplatz Zebra hat im rückwärtigen Bereich einen wunderbaren Talblick. Es gibt kaum Verkehrslärm und tolle Wandermöglichkeiten. Die Wasserfälle sind einfach sehenswert. Wir haben wieder einmal sehr nette Reisende getroffen und ja, der Campingplatzhund Danny ist uns in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen.