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Von Khénifra nach Azrou

Wir verlassen Khénifra mit einenm Zwischenstopp beim örtlichen Carrefour-Markt. In knapp 1000 Höhe folgen wir der Hochebene des Mittleren Atlas. Unser Ziel Azrou liegt noch etwas höher auf ca. 1300 m, das letztendliche Ziel der Campingplatz "Eurocampings des Emirates Tourist Centers" gar auf ca. 1500 m. Ja, und was soll man sagen, hier liegt an den Nordhängen bzw. in schattigen Lagen doch noch etlicher Schnee. Vor knapp einer Woche hat es das letzte Mal geschneit, was für die Region aber normal ist.

 

Der Campingplatz ist völlig verrückt. Vorne an der Straße liegt ein Hotel mit zwei riesigen arabischen Kaffeekannen an der Einfahrt. Kurz dahinter folgt ein burgähnliches Gebäude durch dessen Toranlage wir auf den Campingplatz einfahren. Oberhalb der Burganlage folgen drei fertiggestellte Plateaus für Wohnmobile. Derzeit tummeln sich die Anwesenden auf dem zweiten Plateau. Dort suchen auch wir uns eine Ecke. Später schauen wir uns beim Spaziergang die gesamte Anlage noch einmal von außen an. Das "Kaffeekannenhotel" und die "Burgrestauration" scheinen derzeit aber außer Betrieb zu sein. Als wir in die Burg duch ein Fenster hineinschauen, winkt uns ein Mann zu und bittet uns herein. Was für eine orientalische Pracht im Erdgeschoß. Hier sind riesige "Sitzhallen" mit ordentlich Stuck an den Decken zu sehen. Leider verstehen wir den Mann nur unzureichend.  Anscheinend wurde der Gesamtkomplex von ca. 2002 bis 2009 gebaut. Im Keller zeigt er uns noch eine riesige Küche mit Minispülbecken und ohne Kochstelle. Auf unsere Nachfrage zeigt er uns aus dem Boden herausragende Rohre, die wohl als Gasanschluss dienen. Sehr seltsam das Ganze? Später verdichten sich aber die Puzzleteilchen. Ein anderer Reisender, das Internet und der Platzwart führen zu folgenden Erkenntnissen. Der Gesamtkomplex wurde von einem Emir/ Scheich aus Abu Dhabi errichtet. Das Hotel und die Burgrestauration gingen nie in Betrieb, weil es angeblich Baumängel gibt. Ob das jetzt der Grund ist, oder ob es Verstimmungen zwischen dem Investor und Marokko gab, wissen wir nicht, aber es ist alles sehr eigenartig.

 

Das gesamte Gelände ist mit einer Mauer eingegrenzt. Über dem dritten Plateau zieht sich das Gelände noch ordentlich den Hang hinauf. Wir nutzen diesen Bereich, um mit unseren Hunden im Schnee zu laufen. Oben bietet sich eine tolle Aussicht auf die umliegende Landschaft. Die erste Nacht wird sehr kühl bei 1 Grad. Jetzt kommt unsere marokkanische Butangasflasche an ihre Grenzen. Die Alde-Heizung rappelt erst etwas am Morgen bevor die Sonne den Gaskasten und damit die Gasflasche erwärmt. Trotzdem können wir tagsüber bei 10 bis 13 Grad in der Sonne sitzen, da zum Glück kein Wind weht. Der Platzwart des Campingplatzes ist sehr tierlieb. Er versorgt Enten, Kaninchen, Katzen, Hunde, einen Papagei und einen anderen Singvogel, und hinter seinem Schreibtisch ist noch irgendetwas in einem Terrarium. Eigentlich wird Azrou aus zwei Gründen besucht. Entweder durch einen Besuch des Tiermarktes am Dienstag oder durch einen Ausflug zur höchsten Zeder Marokkos (knapp 40 m) und den dort anwesenden angefütterten Berberaffen. Wir verzichten darauf. Weder haben wir (also ich) Lust auf einen Markt, noch möchten wir an den Zedern durch den durch den Schnee aufgeweichten Matsch laufen. Die Berberaffen werden auch ohne uns nicht verhungern.