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Tanger - hier endet unsere Marokkoreise

Von Chefchaouen geht es für uns am Sonntag zügig nach Tanger. Kurz nach Tetouan kommen wir an einer Ansammlung von Restaurants vorbei, die brechend voll sind. Anscheinend ist das ein lohnenswertes Wochenendvergnügen. Am Straßenrand hängen alle paar Meter komische Pflanzen mit einer abgeschnittenen Knolle. Nachdem wir davon etliche passiert haben, kommen wir zu dem Schluss, dass es sich um Setzlinge von Palmen handeln muss. Um zum Campingplatz Miramonte zu gelangen, durchqueren wir noch das Stadtgebiet und dann folgt das Highlight der Fahrt. Die Zufahrtsstraße zum Campingplatz hat eine wahnsinnige Steigung (deutlich über 20 Prozent). Da ich vergesse, in den Handschaltungsmodus zu gehen, kämpft sich unser Michel im Automatikmodus den Berg hinauf. Wahnsinn, für frontangetriebene untermotorisierte Wohnmobile ist diese Straße sicherlich ein unvergessliches Abenteuer. Der Campingplatz Miramonte ist jetzt schon seit längerer Zeit im Umbau. Nach der  Durchfahrung des ersten Tores gibt es somit nur rechts eine kleine Stellfläche, die aber heute vollständig belegt ist. So müssen wir noch durch das zweite Tor (die Höhe reicht gerade so bei unseren 3,31 m) und stehen letztendlich direkt vor dem Aufgang zum Pool- und Restaurantbereich. Der Ausblick auf das Meer von Tanger ist grandios. Natürlich schauen wir uns das im Umbau befindliche Terrain noch etwas genauer an und stellen dann fest, dass das fertiggestellte Restaurant die oberste Ebene eines komplett im Rohbau befindlichen Gebäudes ist. Wird hier jemals noch etwas fertig werden?

 

Die schöne Lage am Hang ist in den folgenden drei Tagen aber auch unser ständiges Problem. Wir gehen mit unseren Hunden hinunter zu den vorhandenen Grünflächen und zum Strand und müssen danach aber den gesamten Berg auch wieder hinauf. Das geht uns irgendwann doch etwas auf die Nerven. Zudem wählen wir am ersten Tag hinter dem Strand noch einen Fischerweg als Route, um sogleich festzustellen, dass hier Dutzende von Katzen auf die Fischabfälle warten. Und sie bleiben auch penetrant - trotz unserer kläffenden Hunde - auf dem schmalen Trampelpfad liegen.

 

Am Montagnachmittag gehen wir vom Platz aus Richtung des Königspalastes Marshan. Wir stellen fest, dass dieser wieder umfassend bewacht ist und es zumindest heute keinerlei Zutrittsmöglichkeit gibt. Kurz danach treffen wir linker Hand auf ein punisch-römisches Grabfeld direkt oberhalb des Meeres. Leider können wir beim heutigen diesigen Wetter Spanien nicht sehen. Nach weiteren 500 m sind wir dann an der alten Stadtmauer des Kasbah-Viertels angekommen. Wir betreten dieses durch ein altes Tor und tauchen in die islamische Geschichte ein. Vor uns liegt das nagelneue Museum über den Reisenden Ibn Battouta, der im 14. Jahrhundert von Tanger aus über die islamische Welt bis nach China und den Philippinen reiste. Selbst einen Stopp auf den Malediven legte er ein. Die Beschreibung dieser Reisen wurde von Schriftstellern festgehalten und später aufgefunden. Das Museum ist kurzweilig und kostet bescheidene 20 Dh je Person. Nach diesem Kulturpunkt schauen wir uns noch weiter im ältesten Stadtteil von Tanger um. Überall werden die Häuser renoviert. An einem großen Platz gibt es im eigentlichen Kasbah-Gebäudekomplex ein weiteres Museum zur Stadtgeschichte. Das betreten wir aber nicht, sondern für uns geht es jetzt in engen Gassen durch die Medina. Natürlich kommen wir hier wieder an den typisch marokkanischen Lädchen vorbei. Ein leichter Fischgeruch liegt in der Luft, da wir viele Menschen mit Einkäufen vom großen Fischmarkt treffen. Unten angekommen verlassen wir die Medina durch ein Stadttor und sehen den Fährhafen vor uns liegen. Dort geht es am Mittwoch zurück. Da jetzt gar keine Sonne mehr scheint und ein kühler Wind weht, fahren wir mit einem "Grand Taxi" zurück zum Campingplatz.

 

Am nächsten Nachmittag mache ich die Tour alleine anders herum. Zuerst lasse ich mich mit einem "Petit Taxi" zum Hafen fahren, buche dort bei FRS unsere Abfahrtszeit von 19 Uhr auf 15 Uhr um und suche dann einen Bankautomat. Dieser liegt im neuen Stadtteil Tangers, wo Unmengen von Menschen auf den Hauptstraßen unterwegs sind. Von dort geht es dann zu Fuß zurück zu Vera. Abends gehen wir auf dem Campingplatz in das um den Poolbereich angeordnete Restaurant. Wir wollen unsere Marokkoreise mit einem schönen Essen beenden. Unsere Entscheidung fällt auf eine Pizza Vegetarienne, ein Salade Tropical und PilPil. Dazu gibt es einen Saft und ein Wasser. Der Kellner nimmt unsere Bestellung rasch auf und lümmelt sich danach wieder an einem Tisch herum. Nach knapp 30 Minuten klingelt die Küche und er bringt uns blitzschnell die Pizza, den Salat und die Getränke. Wir sind froh, dass die Portion PilPil (Gambas in Knoblauch) später eingeplant ist. Nachdem wir unsere "Vorspeisen" gegessen haben, warten wir weitere 30 Minuten und fragen dann unseren Kellner, ob er denn das PilPil auch bestellt hat. Er lächelt uns an und bestätigt, dass natürlich alles in der Küche in der Mache sei. Erneut warten wir im zunehmend kühler werdenden Restaurantbereich, schließlich fragen wir wieder nach unserem "Hauptgang" nach. PilPil?, ne das hätte er vergessen zu bestellen, das täte ihm leid, aber er könne es jetzt nachholen! Unglaublich der Service in diesem Restaurant, die Kellner sind gelangweilt, nur mit sich selbst beschäftigt (Handy, TV, Rauchen) und dazu vergesslich. Das ist eine unheilige Allianz. Wir verlassen etwas gefrustet das Restaurant. Jetzt fällt es uns leichter, Marokko zu verlassen ...

Am nächsten Morgen spreche ich mit einem Wohnmobilisten aus unserer Heimat. Er kommt aus Heinsberg, hat eine marokkanische Frau und sie waren jetzt auch mehrere Monate in Marokko unterwegs. Heute würden sie die Mutter seiner Frau besuchen. Als Vera später den Müll wegbringt, wird sie von der Marokkanerin aus Heinsberg angesprochen, und die Überraschung ist groß, irgendwie kommt beiden das Gesicht der anderen bekannt vor. Als die Marokkanerin sagt, dass sie  Fatimah heißt, fragt Vera "die Trommlerin"? Und dann liegen sie sich lachend in den Armen. Ja, Fatimah trommelt bei Festen in den Innenstädten unseres Kreises. Dort hat Vera sie schon mehrmals gesehen und immer danach zu mir gesagt, dass sie auch einen Trommelkurs machen muss. Manchmal fühlt sich die Welt klein an.