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Sanlúcar de Barrameda - Tapas Tapas!

Vor knapp 20 Jahren hatten wir in Sanlucar de Barrameda ein Ferienhaus im Stadtteil La Jara gemietet. Als Erinnerungen blieben eine furchtbar laute und hektische Stadt, enge Einbahnstraßen, wahnsinnig schöne Sonnenuntergänge, am Wochenende festlich gekleidete Menschen, wenig Touristen, ultratrockene Weißweine und süße Sherrys sowie einen Hauptplatz mit Brunnen, an dem es eine Tapasbar mit Menschenmassen davor gab. Diese trägt den Namen Casa Balbino, hat eine lange Geschichte und gilt als eine der bekanntesten Tapasbars in Spanien. Auch wenn es in letzter Zeit die ein oder andere negative Bewertung im Internet zu lesen gibt, wollen wir uns hier heute ein eigenes Bild machen. Damals hatten wir noch Scheu, uns ohne Spanischkenntnisse bis zum Bestelltresen vorzuwagen.

 

Auf unserem Weg zum Festplatz, auf dem das Übernachten von Wohnmobilen möglich ist, folgen wir auf dem letzten Kilometer einem Wohnmobil aus Mettmann. Dieses fährt aber an der Einfahrt des riesigen Festplatzes vorbei. Kaum jemand parkt hier heute, es ist auch verboten, allerdings mit der Ausnahme „Excepto Turismo“. Ich denke, dass damit wir gemeint sind. Somit stellen wir uns an den Rand. Kurz danach steht auch das Mettmanner Wohnmobil neben uns. Der Fahrer erzählt uns, dass der Platz wohl vor ein paar Tagen mit Wohnmobilen voll war, dann aber wieder plötzlich nicht mehr. Naja, wir bleiben jetzt hier stehen und schauen, ob jemand etwas dagegen hat.

 

Da das Gespräch jetzt begonnen hat, sagen wir, dass wir extra zum Tapasessen hier angehalten haben. Die Mettmanner Simone und Michael haben uns das Vergnügen schon voraus. In der Casa Balbino waren sie aber nicht, da dort der Andrang zu stark war. Na dann, vielleicht sollten wir es heute zusammen versuchen. Gesagt getan, machen wir uns bei leichtem Nieselregen auf den Weg. Vom Festplatz aus ist die Casa Balbino in knapp 15 Minuten zu erreichen. Es geht vorbei am Sherryproduzenten Gitana und kurz danach erreichen wir schon den Platz mit Brunnen. Er trägt den Namen Plaza del Cabildo. An einer Ecke liegt die Casa Balbino.

 

Die Casa Balbino hat einen vorgelagerten und seitlichen Außenbereich, in dem man gut geschützt unter Sonnenschirmen und Zeltbauten sitzen kann. Wir gehen aber hinein, um das Ambiente richtig mitzubekommen. Der Gastraum wird durchzogen von einem nicht endenwollenden Tresenbereich. Oberhalb hängen die berühmten Iberico Schinken. Im Tresen integriert sind gläsernde Vitrinen, in denen das Angebot umfassend gezeigt wird. Frische Fischprodukte aller Art, vorbereitetes Schweine- und Rindfleisch und natürlich allerlei Tapaszutaten. Rund herum hängen an den Wänden Fotografien zur Geschichte Sanlucar de Barramedas. Wir suchen uns einen hölzernen Bartisch für vier Personen und versuchen bei der bedienenden jungen Frau Getränke zu bestellen. Simone und Michael wählen Bier, ich diesen furchtbar trockenen aber tpyischen Manzanillawein und Vera fragt nach einem anderen Weißwein. Die Antwort der Bedienung ist mehr als leise, sie hat fast gar keine Stimme (zu viel Karneval gefeiert?), aber irgendwie bietet sie Vera eine andere Sorte Weißwein an. Dieser ist auch gut. Michael und ich studieren die Karte und sind noch in der Entscheidungsfindung während die Frauen das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Sie gehen zu den Vitrinen und bestellen dort die ersten Tapas. Es gibt einen superleckeren Meeresfrüchtesalat, mit Thunfisch und Krabben gefüllte Paprika, Ibericofilet mit Pommes, die vorzügliche Spezialität des Hauses „Tortilla de Camarones“, dann ein „geht so“ Kartoffelstampf-Thunfischkuchen und etwas Iberico-Schinken. Alles in allem ein wirklich schönes Erlebnis in einem urigen Ambiente. Die Umtriebigkeit des vielen Personals erinnerte mich etwas an einen Abend in einem vollbesetzten Kölner Brauhaus.

 

Danach haben wir alle noch einen kleinen Verdauungspaziergang eingelegt, um den Nachmittag mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen ausklingen zu lassen. Auf dem Rückweg setzt dann wieder Regen ein, der – kaum nach dem wir die Wohnobile erreicht haben – doch noch stärker wird. Die Vorhersage kündigt fast zwei Stunden Regen an. Da die Hunde schon länger nicht mehr draußen waren, beschließe ich trotzdem an den Strand zu gehen. Kurz danach kehren wir drei triefend nass zum Wohnmobil zurück, wo Vera alle Mühe hat, Atura und Miza notdürftig trocken zu bekommen. Später gehe ich nochmals mit den Beiden in einer Trockenphase an den Sandstrand der Flussmündung des Donana. Das Wasser ist auf Grund der Gezeiten deutlich gefallen und unsere Hunde finden jede Menge essbare Muscheln. Hoffentlich bekommt es ihnen.