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Von Alcoba nach Toledo

Knapp 70 km südwestlich von Madrid liegt Toledo. Es ist eine geschichtsträchtige Stadt der drei Religionen Islam, Christen- und Judentum. Heute leben hier am Fluss Tajo ca. 90.0000 Einwohner. Der hier vielleicht 30 bis 50 m breite Fluss Tajo ist übrigens der selbe Fluss, der ca. 1.000 km später in Lissabon den gigantischen Mündungstrichter des Tejo bildet. Was lernen wir; Tajo (spanisch) = Tejo (portugiesisch).

 

Wir halten auf einem großen Schotterplatz unweit des Circo Romano - Parks. Am heutigen Sonnabend sind schon um die zehn Wohnmobile vor Ort, aber es gäbe sicherlich noch Platz für weitere 100! Der Parkplatz ist einfach riesig. Danach beginnen wir die schöne Stadtsilhouette von der Flussseite aus zu erkunden. Dort gibt es einen Fernwanderweg (rot-weiss), der uns wasserseitig um die Stadt führt. Dabei kommen wir auch über die sehenswerte Brücke San Martin. Direkt daneben kann man per Zipline den Fluss überqueren. Wir verzichten aber erst einmal darauf. Der weitere Pfad am Fluss bietet immer wieder tolle Aussichten auf das andere Ufer oder auf das über uns liegende Stadtzentrum Toledos. Teilweise fließt das Flusswasser über Kaskaden hinab. Wunderbar ist es hier und trotzdem wählen wir als Rückweg den steilen Aufstieg durch die Altstadt. Dort sind schon deutlich mehr Touristen unterwegs. Viele Souvenirshops mit Ritterwaffen, Keramikwaren und Marzipanprodukten sind geöffnet. Manche dieser Shops erinnern uns an Marokko (Hängelampen, Mode und Taschen). Zuletzt kommen wir noch an der Klosteranlage San Juan de los Reyes vorbei, in deren Hauptkirche heute wohl eine Trauung vollzogen wird. Festlich gekleidete Menschen verschwinden durch das imposante Seitenportal in den Innenraum der Kirche.

 

Am nächsten Tag betreten wir die Stadt über die überdachte Rolltreppenanlage. Das ist sehr angenehm. Hiermit ersparen wir uns den ersten steilen Aufstieg in den Stadtkern. Später geht es noch oft genug hoch und runter, denn im gesamten Zentrum ist es überaus hügelig. In der Touristeninformation holen wir uns einen Stadtplan und gehen dann kreuz und quer durch die Gassen. Unser erstes richtig angesteuertes Ziel ist natürlich die Kathedrale "Catedral de Santa María de la Asunción de Toledo". Was ist das für ein imposantes Bauwerk. Lang, breit und hoch, hier kommt alles zusammen. Da es jetzt 13 Uhr ist und eine Innenbesichtigung am heutigen Sonntag erst ab 14 Uhr möglich ist, schauen wir uns jetzt erstmal in der näheren Umgebung um. Wir landen in der katholischen Kirche El Salvador, in deren Bereich ursprünglich eine Moschee stand. So gibt es jetzt einen bunten Kernbereich und darunter, daneben und dahinter können Ausgrabungen der Moschee besichtigt werden. Teilweise sind es wirklich nur Steine, also ist es nur begrenzt für uns interessant. Zurück geht es für uns zur Kathedrale. Hier stellen wir uns in die endlos lange Schlange vor dem Ticketverkaufsladen. Aber nach fünf Minuten ändern wir unsere Planung und gehen lieber weiter durch die Straßen. Wir statten der Kathedrale besser am morgigen Montag einen Besuch ab. Auf unserem Rückweg liegt ja zum Glück noch die Klosteranlage San Juan de los Reyes. Also geht es dort für uns hinein. Es gibt es einen schönen Kreuzgang und eine wundervoll schlichte Hauptkirche zu bestaunen. Der Baubeginn startete Ende des 15. Jahrhunderts und wurde aber erst im 17. Jahrhundert beendet.

 

Der Montag beginnt mit einer mittäglichen Gassirunde rund um ein interessantes Universitätsgelände, welches innerhalb eines restaurierten Fabrikareals direkt am Tajo liegt. Das Fabrikareal verfügte damalig wohl über eine Wasserkraftenergiegewinnungsanlage, die wir auf schmalen Stegen umrunden. Die Verschraubung der Laufgitter löst sich teilweise und unter uns rauscht das Wasser. Das fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Nachdem wir unsere Hunde im Wohnmobil zurücklassen, geht es erneut über die Rolltreppen hoch in die Stadt. Dort gehen wir zum quirligen Platz Zocodover, dessen Name sich wohl von dem früheren Souk der Mauren ableitet. Vom Platz zweigt mittig eine Straße ab, in die wir hinein gehen. Dort haben wir gestern ein asiatisch-japanisches Restaurant gesehen "Big House", welches wohl erst kürzlich eröffnet hat und über tolle Internetkritiken verfügt. Da wir Lust auf Sushi haben, bestellen wir eine Auswahl an Maki, Uramaki und Temaki. Alles ist überaus lecker und danach gibt es - für Vera - ein noch überaus interessantes Dessert. Es sieht aus wie ein großes Hühnerei und besteht aus einer Kombination aus weißer Schokolade (das Eiweiß) und einer Mangocreme (das Eigelb). Das ist schon eine irre Idee und darüber hinaus schmeckt es. Gut gesättigt geht es jetzt für uns in die Kathedrale. Der Eintritt kostet je Person 10 Euro und ist es auch wert. In diesem Gebäude gibt es so viel zu entdecken und bestaunen, dass man hier locker mehrere Stunden verbringen kann. So viel Zeit haben wir nicht. Die Sakristei bleibt uns in Erinnerung, da dort viele alte Gemälde - insbesondere auch von El Greco - hängen. El Greco, Domínikos Theotokópoulos, 1541 bis 1614, war ein Maler, Bildhauer und Architekt und Hauptmeister des spanischen Manierismus und der ausklingenden Renaissance. Wir empfinden beim Betrachten, dass die von Ihm dargestellten Menschen sehr ausdrucksstark und oft überzeichnet dargestellt werden. Insgesamt erschlägt uns die Pracht der Kathedrale schon sehr. Wenn wir das mit den von uns besuchten ziemlich kargen Koranschulen/ Moscheen in Marokko vergleichen, verstehen wir langsam, warum es allein schon in der vergangenen Außendarstellung große Unterschiede - sicherlich auch teilweise verbunden mit Unverständnis - in den Religionen gibt. Auf unserem Rückweg zum Wohnmobil kommen wir am Startpunkt der Zipline über den Fluss Tajo vorbei. Ok, das muss ich jetzt ausprobieren, obwohl ich das noch nie gemacht habe. Also zahle ich das Ticket (10 Euro) und bekomme das Sicherheitsgeschirr angezogen sowie einen Helm auf den Kopf. Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, es geht kurz hinüber zum Startpunkt mit kurzer Einweisung (beim Haltepunkt Arme vom Gesicht wegdrücken), das Laufrad wird auf das Seil gestülpt, die Sicherheitskarabiner eingehakt und ab geht es über den Fluss .... Was soll ich sagen, es ist angenehm und harmlos. Ich versuche auch Vera zu einer Fahrt zu bewegen, aber sie möchte heute nicht. Aber ich denke, sie wird es irgendwann auch wagen (spätestens mit einem unserer Enkel).

 

Was bleibt in Erinnerung? Toledo ist eine der besuchenswertesten Städte Spaniens. Es ist nicht zu groß und daher angenehm,  für uns ein TOPP-Ziel!