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Von Pfullendorf nach Kluftern

Sonntag Nachmittag erreichen wir Kluftern und beziehen dort - wie im letzten Jahr - eine Ferienwohnung im alten Bahnhofsgebäude. Da die kleinere Wohnung besetzt ist,  tragen wir diesmal alle unsere Sachen in die für 4 bis 6 Personen ausgelegte Wohnung "Wartesaal". Begleitet werden unsere Einzugsaktivitäten von kleineren Schauern. Jetzt sind wir nach knapp 6 Monaten nicht mehr die überwiegende Zeit des Tages in unserem Wohnmobil. Die Umstellung fällt uns und auch den Hunden schwer. Alle kommen nur schlecht zur Ruhe und schlafen schlecht.

Am Montag ist zumindest das Wetter etwas besser und wir gehen unsere Gassirunden rund um Kluftern. Dazwischen räumen wir noch etwas den Michel auf und putzen ihn durch. Am frühen Nachmittag fahre ich ihn dann zur Inspektion zur Fa. Wochner. Darüber hinaus sind noch diverse Mängel und Schäden zu beheben (schräg stehende Hydraulikstütze, Insektenschutztür, zwei Verdunkelungssätze an den Rundsitzgruppenfenstern, ein Wasserhahn, ein Motorgehäuse des Lüfters). Der zweite Abend in der Ferienwohnung gestaltet sich schon besser. Alle kennen jetzt ihre neue Umgebung und der nächtliche Schlaf wird langsam erholsamer.

 

Am folgenden Dienstag umrunden wir erneut Kluftern. Wir gehen durch eine schöne Auenlandschaft und sehen auch unsere geliebten Störche. Danach geht es durch die neue schwäbische Monokultur "die Apfelplantagen". Es verwundert uns schon sehr, dass hier in der "teuren" Bodenseeregion immer noch neue Flächen für den Apfelanbau angelegt werden. Es scheint ein lohnendes Geschäft zu sein. Nachmittags hole ich unseren Michel bei der Fa. Wochner ab. Alles ist erledigt bis auf die seit zwei Jahren reklamierte schräge Hubstütze. Zum Glück hat auch der Juniorchef noch Zeit und legt sich unter unser Wohnmobil, um sich das Problem genauer anzuschauen. Die Vermutung ist, dass die im Mercedesrahmen eingesetzten Schraubenhülsen der Halterung nachgeben. Um dieses zu vermeiden, soll eine zusätzliche aussteifende Strebe eingesetzt werden. Allerdings muss die erst einmal entwickelt und konstruiert werden. Wir vertagen uns daher diesbezüglich auf den nächsten Inspektionstermin. Zudem wurde vom Servicemitarbeiter festgestellt, dass der hintere Stabilisator eine Schraube verloren hat. Wir müssen daher unbedingt auch noch bei Mercedes vorbeischauen.

 

Zurück in Kluftern gehen wir gegenüber von unserer Ferienwohnung in den Gasthof Gehrenbergblick. Hier haben wir schon im vergangenen Jahr eine gute schwäbische Küche genossen und auch heute werden wir diesbezüglich nicht enttäuscht. Allerdings schwächelt die 79jährige Seniorchefin etwas, da sie sich einen ordentlichen Husten eingefangen hat. Auf Grund anderer betagter Gäste bedient sie uns mit einem Mundschutz. Dunkle Erinnerungen an die Coronazeit steigen in uns auf. Mit einem älteren Paar am Nachbartisch kommen wir ins Gespräch. Sie kommen schon seit etlichen Jahren in den Nachbarort von Kluftern und verbinden dies immer mit der Flugmesse Aero in Friedrichshafen. Er ist Hobbypilot und fliegt in einem Verein kleinere dreisitzige Maschinen. Für ihn ist es nichts Besonderes und er meint, wenn man selber mal testweise den Steuerhebel einer Maschine in der Hand hatte, würden seine Rundfluggäste ihre Scheu vorm Fliegen schnell verlieren. Kurz danach verlassen die Beiden den Gasthof und auch wir bestellen unser letztes Getränk. Schon kommen wieder neue Gäste herein. Es sind zwei Männer jüngeren Alters, die direkt begeistert zur Kegelbahn durchstarten. Etwas später fragen sie uns, ob sie sich einfach so an den Tisch neben uns setzen können oder erst auf die Bedienung warten sollten. Wir antworten, dass sie sich sicherlich dort niederlassen können. Sie haben Hunger und bestellen bei der Seniorchefin u. a. Maultaschen ohne Röstzwiebeln, was bei dieser ein verdutztes Stirnrunzeln auslöst. Über das leckere Essen kommen wir mit den Männern ins Gespräch und sie sagen uns, dass sie morgen zur Messe Aero wollen. Aha, schon wieder, scheint ja eine tolle Messe zu sein. Aber sie gehen dort nicht hin, um sich etwas anzuschauen, sondern um ihre selbstgebauten Flugzeuge zu verkaufen. Jetzt wird es interessant. Die Beiden sind geschäftsführende Gesellschafter bei der der Fa. Scalewings, die einen einzigartigen Karbonnachbau der legendären P-51 Mustang anbietet. Die Idee hatte ursprünglich ein Österreicher. Gefertigt werden die Maschinen in Polen, verkauft in aller Welt. Der beste Markt ist derzeit die USA und auch in Australien besteht wohl hohes Interesse. Die Preise für die kleine Maschine betragen je nach Konfiguration so zwischen 450 bis 550 TEUR. Es ist also ähnlich wie bei den Wohnmobilen. Gediegenheit und Einzigartigkeit hat ihren Preis. Während wir über die spannende Geschäftstätigkeit staunen, beneiden die Beiden uns um unsere langen Wohnmobilfahrten. Beim Verlassen des Gasthofs zeigen sie uns noch "top secret" Bilder ihres extra angefertigten Messemodells (007), welches morgen um 11.51 Uhr auf der Messe enthüllt wird (007 natürlich in Anlehnung an die technische Raffinesse der James Bond Produkte). Wir wünschen den absolut sympathischen Jungs noch alles Gute für ihr Geschäft und trotten zu unser Ferienwohnung zurück. Dort schlafen wir schnell ein, wachen aber auch leider sehr früh wieder auf. Ab Morgen schlafen wir ja wieder zum Glück im Wohnmobil.