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Wir verlassen Europa - von Tarifa nach Tanger

Unser heutiger großer Tag beginnt schlecht. Als ich versuche aufzustehen, kann ich mich nicht mehr bewegen, weil mein unterer Rücken sich gegen jede Bewegung sperrt. Irgendwie komme ich dann doch raus aus dem Bett. Vera reicht mir eine Ibu, und ich suche das Bad auf. Dort bricht mein Kreislauf ein und ich beginne stark zu schwitzen. Sofort gehen mir Gedanken durch den Kopf, dass das nicht wahr sein kann. Aber das gestrige Tragen des schweren Hundes sowie der Fährvorbereitungsstress scheinen voll auf meinen Rücken durchgeschlagen zu sein.

 

Trotzdem ziehe ich mich langsam an und gehe dann auch mit unseren Hunden raus. Soweit ich es verstanden habe, ist Bewegung immer besser als Schonung, und so komme ich auch nach und  nach wieder in die Gänge. Nach dem Frühstück fahren wir noch Gas tanken, etwas Einkaufen und kurz nach 10 Uhr erreichen wir das Hafengelände. Hier stellen wir uns in die zwei Reihen vor der Absperrschranke. Unser Ticket wird kontrolliert und auf mein Nachfrage, wann denn die Zufahrt frei gegeben wird, bekomme ich die Antwort um 10.15 Uhr. Also gehen wir noch schnell mit den Hunden auf ein Rasenfläche (wer weiß, wann wir wieder eine sehen). Die Schranken öffnen sich, unsere Tickets werden gescannt und wir fahren auf de Fährmole. Dort werden wir mit einem weiteren Wohnmobil separat von den Pkw aufgestellt. Kurz danach kommt wieder ein Kontrolleur und kürzt unsere Tickets händisch um den Scancode.

 

Sogleich erscheint unsere Fähre, sie hat natürlich Passagiere und Fahrzeuge von Marokko mit an Bord. Es  gilt also zu warten bis alle das Fährschiff verlassen haben. Gegen 10.48 Uhr sind nahezu alle Passagiere und Pkw an Bord. Nun sind die zwei Wohnmobile dran. Zuerst wird der nicht so hohe Carthago herangewunken. Dieser darf vorwärts auffahren, setzt aber mit dem Heck auf und die Fährmitarbeiter holen schnell für die Hinterräder etwas zum unterlegen. Da wir höher als 3,10 m sind, fahren wir als Letzter rückwärts auf die Fähre auf. Hierbei passt ein sehr netter Mitarbeiter auf uns auf, mit dem wir uns dreisprachig austauschen. An unserer Halteposition bleiben wir noch etwas im Wohnmobil, damit die Hunde sich in unserer Gegenwart an die ungewohnten Geräusche gewöhnen können. Als die Fähre das freie Meer erreicht, müssen wir aber auch das Unterdeck verlassen. Anfangs schaukelt die Fähre durch den starken Wind schon sehr, denn es ist ja katamaranähnlich aufgebaut. Mit zunehmender Geschwindigkeit reduziert sich dies aber zum Glück.

 

Auf dem Oberdeck gibt es die Passkontrolle. Hier erhalten wir problemlos unsere Stempel. Weiterhin gibt es einen Duty Free - Shop und eine Art Cafeteria. Hier gönnen wir uns zwei preisgünstige Latte Macchiato. Die Fährfahrt ist eigentlich sehr langweilig, und wir sind froh als wir endlich die Küste rund um Tanger erblicken. Diesmal geht es für uns als Dritter von Deck, ein "wichtiger Porsche Cayenne" mit einer jungen Dame am Steuer wird sehr schnell durch alle Kontrollen durchgewunken, danach folgen die fussläufigen Passagiere und dann kommen wir. Direkt nach Abfahrt von der Fähre werden unsere Pässe kontrolliert. Dann folgen wir einer rudimentären Beschilderung durch den Hafen. Eigentlich beachtet uns niemand. Erst als ich rechts das Hafengelände verlassen möchte, werden wir zurückgerufen. Wir müssen nach links in Richtung einer Absperrschranke. Diese öffnet automatisch und wir fahren in die Scannerstation ein. Dort ist aber auch niemand und wir fahren bis zum "roten Wartekreuz" am Scanner. Dann kommt doch mal ein Polizist und winkt uns weiter bis zum Ende der Rampe. Dort sollen wir das Wohnmobil verlassen und seitlich warten. Es vergeht etwas Zeit und nach und nach reihen sich weitere Fahrzeuge auf der Scannerrampe auf. Wir holen schließlich auch unsere Hunde aus dem Wohnmobil. Das ist auch gut so, denn bevor der Scanner startet, werden wir nochmals nach diesen gefragt. Nach dem Scanner geht es wieder orientierungslos weiter bis wir an einem kleinen Kontrollhäuschen stehen. Hier werden unsere Pässe und unser Fahrzeugschein gecheckt. Die junge Dame ist sehr freundlich und bewundert unser Wohnmobil. Außerdem empfiehlt sie uns, den Ort Chefchouan zu besuchen. Ein stylisch gekleiderter Herr mit Sonnenbrille sagt uns zwischendurch auch kurz "Guten Tag". Danach fahren wir auf einen hellblauen Uniformierten zu. Links von ihm steht ein junger Mann mit Spürhund. Wir werden gefragt, ob wir etwas zu verzollen haben "Non", ein Drohne mitführen "Non" oder Waffen dabeihaben "Non". Dann sollen wir die vorderen Stauklappen öffnen. Der Uniformierte lässt mich das Bier ausräumen (kein Problem), den Kaffee (kein Problem) und auf der anderen Seite das Hundefutter (kein Problem) und fragt, was in unserem Karton der Wäschespinne ist ("For Clothes after Washing"). Derweil plaudert Vera wohl nett mit dem Spürhundführer und erfährt etwas über den Hund. Dann wünschen Sie uns eine gute Fahrt.

Kaum 100 m weiter stehen wieder Männer an der Seite und winken damit wir anhalten. Vera meint, wir müssten anhalten! Also stoppe ich und der Herr bietet uns an, Geld zu wechseln und Telefonkarten zu kaufen. Wir lehnen dies dankend ab und sagen, dass wir dies erst in Asilah machen möchten. Auch er empfiehlt uns Chefchouan zu besuchen. So nun geht es endlich weiter. Wir nutzen per GPS die Navigationsapp von HERE WeGo. Im Vorfeld hatte ich dazu die Marokkokarte offline gespeichert. Es funktioniert reibungslos, und wir werden über etliche Kreisel aus dem quicklebendigen Tanger geführt. Die Kreisel sind etwas schwierig zu nehmen, da häufig die vorherigen drei Spuren auf zwei Spuren durch den Kreisel geführt werden. Aber es klappt alles gut und wir errreichen die mautpflichtige Autobahn in  Richtung Asilah. Auf der "grünmarkierten" Spur ziehen wir das Ticket, welches wir 30 km weiter per Kreditkarte bezahlen möchten. Der Schalterbeamte sagt uns, dass Kreditkarten zum Tanken gut sind, aber an den Mautstationen bar zu zahlen ist. Da wir noch kein marokkanisches Geld haben, biete ich ihm Euro an und er sagt, dass dies kein Problem ist. Von unseren 20 Euro werden die fälligen 16 Dirham Mautgebühr abgezogen, den Rest erhalten wir in Dirham zurück. Ich denke, dass der Beamte einen Tauschkurs von 1:10 ansetzt. Gegen 15 Uhr erreichen wir unser erstes Ziel. In