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Von Ouzoud an den Stausee Bin El Ouidane

Morgens verabschieden wir uns von den Backnangern, die weiter in den Süden fahren und von den Tübingern, die noch etwas auf dem Campingplatz bleiben. Unten im Örtchen halten wir an den Verkaufsbüdchen und kaufen noch Gemüse und Obst ein. Dann geht es über gut ausgebaute Straßen langsam an einem Berghang hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter. Unser erstes Ziel ist die Provinzstadt Azilal. Dort wollen wir bei der Post vorbeischauen, um Ansichtskarten frankieren zu lassen und bei der Bank, um an einem Automaten Geld abzuheben. Wir finden die Poststelle nebst angegliederter Bank auf Anhieb und staunen allerdings über den Andrang. Direkt vor dem Eingang zur Post und dem Geldautomaten stehen Hunderte! Egal, wir halten an und ich mache mich auf zur Post. Dort merke ich, dass die Menschen für Geld anstehen, welches entweder der Geldautomat ausspuckt oder die einzige Frau in der Postfiliale über den Tresen ausgibt. Jetzt klingelt es auch bei mir, heute ist der 01.02. und die Leute können anscheinend ihren Lohn abheben. Da ich mit unseren Postkarten ein "richtiger" Postkunde bin, werde ich seitens eines Sicherheitsbeamten dazwischen geschoben und schnell abgefertigt. Nur das Geldabheben verschiebe ich lieber.

 

Jetzt sind es noch ein paar Kilometer bis zum Stausee. In der Nähe des Hotels "Chems du Lac" soll es einen Stellplatz für Wohnmobile geben. Dort werden wir auch fündig, es handelt sich um einen Schotterstreifen vor dem Haus eines Privatmannes. Später werde ich von ihm noch erfahren, dass die, an dieser zurückgesetzten Schotterfläche liegenden vier Häuser, ihm und seinen Brüdern gehören. Die drei Schwestern leben in Khénifra. Unser heutiger Stellplatz liegt wirklich toll, nur führt der Stausee derzeit wenig Wasser, so dass weite Uferteile karg freiliegen. Uns wird vom Platzbetreiber Strom und "Whiskey Berber" = Tee angeboten, wir lehnen aber beides ab. Kurz nach unserer Ankunft laufen wir dann die Uferbereiche des Stausees ab. Leider liegt wieder überall eine Unmenge an zerschlagenem Glas herum. Wir hassen dies, da unsere Atura schon einmal einen Glassplitter in der Pfote hatte, und der Tierarzt diesen nur noch mit Mühe entfernen konnte. Überall am Ufer sind in verschiedenen Höhen schwimmende Plattformen und Boote zu sehen, die darauf warten mal wieder ins Wasser einzutauchen. In einem Teilbereich sind motorgetriebene Passagierflöße geparkt, die auf Kundschaft warten. Natürlich sieht das hier und heute mau  damit aus, zumal die Temperaturen mit ca. 16 Grad für einen Marokkaner tiefsten Winter bedeuten.

 

Hier am Stausee Bin El Ouidane befinden wir uns an der Nordseite des hohen Atlasgebirges. Die Staumauer hat eine Höhe von 133 m und ist damit eine der höchsten in Afrika. Da sie zudem in einen schmalen Felsdurchbruch eingelassen ist, wirkt sie noch höher. Der direkte Staumauerbereich wird aus Angst vor terroristischen Anschlägen militärisch überwacht.