· 

Chefchaouen - das B(lau)este kommt zuletzt

Bei unserer Einreise vor knapp drei Monaten hat uns jeder Marokkaner im Hafen von Tanger gesagt, dass wir unbedingt nach Chefchaouen fahren solllen. Das wäre so toll. Unterwegs gab es dann aber auch Stimmen, wie "ist halt blau, aber so beeindruckend nun auch wieder nicht". Heute werden wir uns davon ein eigenes Bild machen. Unser Ziel ist der oberhalb des Stadtkerns liegende Campingplatz Azila. Andrea und Michael sind mit ihrem Gespann schon da und stehen in einer engen Lücke hinter der Rezeption. Wir sollen uns davor einreihen, da auch noch eine größere Reisegruppe erwartet wird. Oweia, der Campingplatz ist jetzt schon mehr als voll, hier trifft der Vergleich mit Ölsardinen mal wieder zu. Das ist für uns alle nichts. Da es unterhalb des Campingplatzes am Kreisel noch eine Freifläche gibt, auf der auch schon etliche Wohnmobile stehen, stellen wir uns dort dazu (20 Dh je Wohnmobil und Nacht verlangt der nette junge Mann namens Yasin).

 

Direkt hinter unserer neuen Stellfläche können wir auf Chefchaouen hinabblicken. Verschiedene Wege führen dorthin bergabwärts. Somit ist die Medina gut fussläufig zu erreichen. Beim ersten Rundgang mit den Hunden treffen wir auf sehr viele Streuner. Auf einem verlassenen Grabfeld hält sich eine Hundemutter mit etlichen Welpen auf, die uns auch kräftig verbellt. Wir sehen aber, dass ein Mann ihnen Wasser und Futter bringt. Dies wird so auch von Vera die nächsten zwei Tage gehandhabt. Beim Abstieg in die Stadt wird bei dieser Hundefamilie ein Stopp eingelegt, um etwas Futter zu verteilen. Dabei hat uns der fürsorgliche Mann anscheinend im Blick. Denn beim zweiten Mal ruft er ein deutsches "Dankeschön" von einem Hügel zu uns hinüber.

Am ersten Tag gehen wir abends in die Medina hinein. Das ist schon etwas Besonderes in diese blauen Gassen einzutauchen. Wir lassen uns einfach weitertreiben und landen schließlich am Hauptplatz vor der Kasbah. Unterwegs werden die Lädchen sortiert in "morgen kommen wir wieder" und "da wird gekauft". Während unseres Streifzuges legen wir noch eine gemütliche Pause in einem Café ein und genießen die angebotenen Säfte. Danach geht es langsam zurück zu unseren Wohnmobilen, weil dort wo man herabsteigt, muss man auf dem Rückweg auch wieder hinauf. Und in Chefchaouen ist es teilweise doch sehr steil. Rund um unseren Nachtplatz treiben sich eine Vielzahl von Gestalten herum, die einem gute Ware zum Rauchen anbieten. Es handelt sich um Hasch, da Chefchaouen nach wie vor wohl der Hauptumschlagplatz für das im Rif-Gebirge angebaute Cannabiskraut ist. Auch wenn wir ablehnen, bleiben sie manchmal noch hartnäckig an uns (insbesondere mir) dran. Es ist Zeit, dass meine Haare gekürzt werden...

 

Chehaouen hat eine schöne Hanglage vor einem Rif-Ausläufer. Von diesen Berghängen wird die Stadt schon seit jeher mit Wasser versorgt, welches über kleine Kaskaden hinunter geleitet wird und früher kleinere Getreide- und Olivenmühlen angetrieben hat. Auch heute wird mit dem Wasser noch ein genutztes Waschhaus betrieben. Rund um dieses hat sich eine Art "Flohmarkt" für die vielen Touristen entwickelt. Da die Stadt gleichzeitig nur ca. 40.000 Eiinwohner hat, ist sie übersichtlich und auch recht sauber. Die blauen Häuser prägen den besonderen Charme und die örtliche Küche hat es zum immateriellen Unesco-Kulturgut geschafft.

Wir gehen alle mehrmals in den Stadtkern hinein. Vera findet noch eine tolle Hängelampe für unseren heimatlichen Innenhof und zwei marokkanische "Hängehosen" in bunt und in blau. Auch zwei Traumfänger und sehr leckere gebrannte Mandeln werden von uns erstanden. Zudem werden wir natürlich in ein typisches Familienunternehmen mit dem Schwerpunkt "Teppichhandel" gelotst. Aber nach dreimonatiger Erfahrung können wir dieses jetzt - trotz "guter Preis" - auch ohne Kauf wieder verlassen. Am Sonnabend stößt zu unseren zwei Wohnmobilen noch der Wohntruck von Alexandra und Robert dazu. Aber schon am Sonntag heißt es Abschied zu nehmen. Für uns geht es zum marokkanischen Schlussakkord in Tanger.