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Von Rinteln nach Meyenfeld

Es geht zu meiner Mutter, die auch auf Grund Ihrer Demenz im Pflegeheim „wohnt“. Wir kaufen in Garbsen noch etwas Leckeres zum Kaffee ein, fahren auf den rückwärtigen Parkplatz des Pflegeheims (der heute gut besucht ist) und gehen dann zum Zentraleingang. Als wir die Eingangshalle betreten, sehen wir meine Mutter mit einer Pflegerin vor uns am Fahrstuhl stehen. Ich rufe meine Mutter, und sie dreht sich freudig überrascht zu uns um. Es ist jetzt fast 7 Jahre her, dass sie einen schweren Schlaganfall hatte, der nach und nach ihr Kurzzeitgedächtnis auf Null herunter gefahren hat. Neue Eindrücke können nicht mehr in die entsprechenden „Hirnschubladen“ abgelegt und wieder hervor geholt werden. Leider beginnen auch die Langzeiterinnerungen mehr und mehr zu verschwinden. Aber den jeweiligen „Isteindruck“ können wir mit ihr teilen und genießen. Dies machen wir nach einem kleinen Spaziergang durch den Park bei Kaffee und Kuchen in unserem Wohnmobil. Vera hat glücklicherweise einen guten Draht zu meiner Mutter, und es wird ein kurzweiliger Nachmittag. Auch heute herrscht wieder eine sehr drückende und heiße Luft. Sowohl meiner Mutter als auch Atura macht dies deutlich zu schaffen. Beim Abendspaziergang schaffe ich daher mit den Hunden nur eine kleine Runde.

 

Am nächsten Tag holen wir meine Mutter wieder kurz nach dem Mittag ab und fahren ein kurzes Stück bis zum Berenbosteler See. Hier gehen wir mit unseren „Fußkranken“ (meine Mutter mit Rollator und Atura mit ihrer Tumorschwäche) ein kurzes Stück am See entlang, um schließlich länger auf einer Bank zu verweilen und den idyllischen Blick über den See zu genießen. Danach fahren wir nach Osterwald zum „Naschwerk“. Hier gibt es Brot, Kuchen und selbstgemachtes Eis. Wir entscheiden uns heute alle für das leckere Eis und wählen jeweils drei Kugeln. Da es nur gehaltvolle Eissorten gibt (Schoko, Vanille, Pistazie, Cookie, Amarena usw. - keinerlei Fruchtsorte komischerweise), werden wir mehr als satt. Nachdem wir meine Mutter zum Abendessen in das Pflegeheim zurück gebracht haben, verlassen wir den Parkplatz und setzen unsere Tour fort. Morgen wird meine Mutter ihren 85. Geburtstag bei meiner Schwester feiern. Dort wird sie sich nicht daran erinnern, dass Vera und ich bei ihr waren. Zudem weiß sie, dass etwas in ihrem Kopf nicht mehr richtig funktioniert. Es ist schon eine Krankheit vor der man Angst bekommt. Deshalb klingen mir folgende Wegeworte meiner Mutter immer im Ohr: „Nutzt eure Zeit, so lange ihr dazu in der Lage seit, diese Zeit kommt nie zurück!