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Von Lehrte nach Braunschweig

Ja, unser heutiges Ziel ist die Stadt Braunschweig. Mit etwa 250.000 Einwohnern entwickelt diese sich mehr und mehr zu einem bedeutenden Wissenschaftsstandort. Sicherlich auch dem geschuldet, dass die Wolfsburger VW-Zentrale nur einen Katzensprung entfernt ist. Gegründet wurde Braunschweig im 9. Jahrhundert, einen enormen Schub erhielt sie im 12. Jahrhundert durch Heinrich dem Löwen. Das Wahrzeichen der Stadt ist demzufolge auch ein Löwe, welcher besonders imposant auf dem Burgplatz steht.

Für unseren Stopp haben wir uns den öffentlichen Stellplatz am Messegelände südlich der Innenstadt ausgesucht. Dieser ist asphaltiert und verfügt nur über knapp 16 Stellflächen. Wir haben Glück und bekommen die letzte enge Parzelle. Kuschelcamping ist ja eigentlich nicht so unser Ding, da wir aber auch eine V/E-Station brauchen, ist es für die richtige Wahl. Die Außenluft ist heute drückend und heiß. Neben dem Wohnmobil ist kaum etwas Platz, um im Schatten zu sitzen, so nutzen wir den direkt angrenzenden Park. Die Hunde freuen sich und bellen hin und wieder vorbeikommende Artgenossen an.

Nachmittags beschließen wir dann spontan doch noch das Stadtzentrum aufzusuchen. Da es bei der Hitze für unsere Atura zu weit ist, bleiben die Hunde im Wohnmobil und wir fahren mit unseren Fahrrädern. Zunächst geht es entlang des den Stadtpark durchfließenden Flüßchens Oker. Hier stoßen wir auf ein riesiges BeachClub-Areal, welches natürlich mit viel Sand angelegt wurde. Kanus und SUPs zum Paddeln auf der Oker werden zum ausleihen angeboten. Vorbei geht es für uns am Eventgelände der Volkswagenhalle (Kapazität 8.000 Besucher), um dann nach der Überquerung einer vielspurigen Straße den südlichen Stadtkern Braunschweigs zu erreichen. Um dem Hauptstrom auszuweichen, fahren wir nach rechts in eine ruhige Straße. Vor uns liegt ein schönes Wandgraffitti (siehe beigefügtes Foto). Linkerhand ist uns noch eine Straße mit bunten Fassaden aufgefallen. Wir beschließen dort hindurch zu fahren. Vorbei geht es am „Dolly Buster Center“ und dann sehen wir das die Straße doch etwas schmuddelig und heruntergekommen ist. Links und rechts sehen wir Barschilder und so kleine Fachwerkräume, in denen dann auch schon die ein oder andere Dame aus Übersee zu erkennen ist. Als ich an einem offenen Fenster vorbeifahre, ruft mir ein Mädchen auch schon etwas zu. Sekunden später sieht sie Vera mir folgen und hält sich erschrocken ihren Mund zu. Anstand und Ehre gelten also auch hier. Später lernen wir, dass wir durch die als Rotlichtviertel berüchtigte Bruchstraße gefahren sind. Diese kann beiderseits durch Stahltore abgegrenzt werden. Eins steht zumeist offen, auf das Zweite sind wir sackgassenmäßig zugefahren. Daneben gibt es einen kleinen Durchlass.

Wir fahren jetzt durch normale Einkaufsstraßen und treffen dann auf den Dom mit der anschließenden Burg Dankwarderode. Dies ist der malerische Kern Braunschweigs. Hier macht jeder ein Foto vom Ensemble und dem obengenannten Löwen. Nur wir leider nicht, denn im Burghof ist eine Freilichtbühne für Opernaufführungen aufgebaut. Der Burgplatz ist von weiteren imposanten Fachwerkhäusern gesäumt. Insbesondere das Haus der Handwerkskammer sticht heraus. Nun haben wir das Wichtigste gesehen und wir lassen uns in Richtung der Altstadt treiben. Immer wieder fallen uns mannsgroße Puppen ins Auge, die überall drapiert sind. Es handelt sich um die liebenswerten Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner. Am großen Altstadtplatz sehen wir das historische Rathaus. Gegenüber umrunden wir die Martinikirche und schauen auf wunderschön restaurierte Stadthäuser. Wir schlendern wieder Richtung Dom zurück und kehren dann im bürgerlichen Restaurant „Mutter Habenicht“ ein. Die Gerichte sind solide und gestärkt machen wir uns auf den Rückweg zum Wohnmobil. Dort werden wir schon freudig von unseren Hunden erwartet. In der folgenden Nacht zieht über uns ein abkühlendes Gewitter hinweg, welches am Morgen in einen ausdauernden ergiebigen Regen übergeht. Klitschnass komme ich mit den zwei Hunden von unserer Morgenrunde zurück. Da das Wetter unbeständig bleiben soll, beschließen wir weiterzufahren.