· 

Matera – ein wirkliches Highlight

Wir verlassen unseren schönen Strandparkplatz und fahren nordwärts in Richtung Matera. Dort wählen wir für die Übernachtung den Stellplatz auf der ehemaligen Kartbahn. Der Stellplatz wird von Gianfranco betrieben, der gut Deutsch spricht und über die Jahre eine Menge über die Deutschen gelernt hat (Hamburg = Fischkopp, Stuttgart = Spätzlefresser, Berlin = Piefke). Sich selbst bezeichnet er natürlich als Spaghettifresser – ähh Spaghettigenießer. Da er von seinem Platz aus einen Shuttleservice in die Stadt anbietet, machen wir als Abfahrtszeit 15 Uhr aus. Für unsere angemeldete Gruppe (Laura und Daniel, Katharina und Kai, Vera und Jens und Miza) bin ich jetzt sein Ansprechpartner. Bis zur Abfahrt ist noch Zeit. Zum Glück zeigt sich die Sonne und so quatschen wir alle noch ein wenig vor den Fahrzeugen. Pünktlich um 15 Uhr stehen wir vor der Rezeption und müssen gemäß italienischer Gelassenheit noch etwas warten. Dann winkt Gianfranco uns heran und gibt uns eine schnelle Einweisung auf einem Abreißblock mit dem Stadtplan von Matera.

 

Matera liegt in der Region Basilikata und hat knapp 60.000 Einwohner. Bekannt ist sie für ihre Höhlensiedlungen „Sassi“, die einen großen Teil der Innenstadt ausmachen. Seit 1993 gehören diese zum Unesco-Welterbe und ziehen jedes Jahr Scharen von Touristen an. Heute dachte ich, wird es etwas ruhiger, aber Gianfranco hat sogleich zu mir gesagt, dass im Zentrum die Hölle los ist. Nach einer kurzen Fahrt in einem größeren Kleinbus werden wir am Stadtzentrum abgesetzt und beginnen alleine unsere Erkundungstour. Da niemand Lust hat die Führung anhand der übergebenen Karte zu leiten, übernehme ich diese undankbare Aufgabe. Unsere Reisegruppe besteht aber durchweg aus pflegeleichten und toleranten Personen, so dass wir eine gute Gruppendynamik haben. Nur unserer Miza gefällt es zwischen den Menschenmassen überhaupt nicht, da irgendwo im Stadtgebiet mit Böllern geknallt wird, und dies ihr wieder mächtig Angst macht. Unser Weg führt uns zunächst zum Marktplatz. Leider stehen hier noch geöffnete Weihnachtsmarktbüdchen, die uns die Sicht auf die umliegende Bebauung trüben. Von hier aus gehen wir nordwärts und erspähen dann den ersten Blick auf die um einen Felseinschnitt herumgruppierte Bebauung aus Höhlen und vorgelagerten „normalen“ Gebäuden. Die Höhlen waren früher eine nationale Schande in Italien. Wie können Tiere und Menschen so ärmlich zusammengepfercht hausen? Heute sind sie die Attraktion, aber selbst ohne diese besticht das gestaffelte Stadtbild. Zwar kann ich es versuchen mit Worten zu umschreiben, aber besser ist es, dies selbst zu sehen und auf sich wirken zu lassen. Wir gehen weiter hinauf zum Kathedralengebäude und von dort hinab zur größeren Schlucht mit integrierter Felsenkirche. Als wir darauf von oben herabblicken ertönen Chorgesänge zu uns herauf. Es ist wirklich magisch. Auf dem Kirchvorplatz und den angrenzenden Sassi findet ein historisches Theater statt. Wir schlängeln uns an den Zuschauern vorbei und erreichen die Casa Grotta. Dies ist eine für die Öffentlichkeit zugängliche Höhle. Drei unserer Gruppe verschwinden hinein und erforschen die damalige Lebensform. Nun geht es wieder durch malerische Gassen langsam hinauf zur Piazza Giovanni Pascoli. Hier gibt es laut Gianfranco den besten Ausblick über die Dächer der Stadt. Jetzt bekommen einzelne Gruppenmitglieder langsam Hunger, und wir beschließen zum Marktplatz zurückzugehen. Dort soll es auch eine sehenswerte Wasserzisterne unter dem Marktplatz geben. Diese trägt den Namen Palumbaro Lungo und kann gegen ein Eintrittsgeld besichtigt werden. Niemand von uns hat jetzt dazu noch Lust, die Mägen knurren zu sehr. Gianfranco hatte uns als Einkehrmöglichkeit das „Sottozero“ empfohlen, weil es dort supergute Panzerotti geben soll. Nur wußte er nicht, dass heute im Obergeschoß ein Kindergeburtstag läuft, so dass es keinerlei Sitzmöglichkeiten für uns gibt. Jetzt wird es schwierig. Es ist knapp 18 Uhr und die meisten Restaurants starten erst wieder ab 19.30 Uhr. Die bei unserer Suche gefundenen Bars haben fast durchweg nur Sitzmöglichkeiten im Freien. Wir landen schließlich stilecht in Italien in einem Kebab-Laden, der anscheinend von Indern betrieben wird. Das servierte Essen wird von uns zwischen „geht so“ und „geht nicht so“ eingestuft. Aber es ist auch preiswert und der Sitzbereich ist sauber und gut beheizt. Allerdings hängt ein Bild sehr schief … Am Besten gefällt es Miza. Hier ist keine Knallerei und vom Tisch fällt die ein oder andere Leckerei ab. Gegen 19.30 Uhr holt uns Gianfranco mit einem Kleinbus ab, der leider nur sieben Sitzplätze aufweist. Da neben uns sechsen auch noch ein italienisches Paar mit Mops zu transportieren ist, nehme ich mit Miza im Kofferraum Platz. Naja, dafür bringt uns Gianfranco noch etwas italienisch bei. Unter anderem wünscht er uns beim Aussteigen „süße Träume“. Dies wird übersetzt mit „sogni d´oro“. Und das wünsche ich auch allen Lesern dieses Blogs. Träumt Euch nach Matera oder noch besser – fahrt vorbei!