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Gibellina Nuova - der Zukunft entgegen

Nach dem Erdbeben im Jahr 1968 wurde lange überlegt, wo sich die EInwohner des nicht mehr bewohnbaren Gibellina Vecchia ansiedeln sollten. Die ersten Ideen gingen in die Angliederung an eine andere Stadt. Dies wurde aber von den Betroffenen abgelehnt. Schließlich wurde 9 km nordwestlich ein verkehrsgünstiger Standort gefunden. Die Neuplanung der Stadt erfolgte 1970 unter folgenden Vorgaben: eine Trennung des Fußgänger- und Automobilverkehrs, eine zentrale Achse mit den wichtigsten öffentlichen Einrichtungen und daran anschließende Reihenhausbögen mit vorgelagerten Gärten. Ursprünglich für 6500 Einwohner, dann in Form eines Schmetterlings für knapp 15.000 Einwohner gebaut, füllte sich die Stadt nie gänzlich mit Leben, da sich nur knapp 4000 Einwohner für den neuen Ort begeisterten. Um die Einzigartigkeit der Stadt zu fördern, holte der Bürgermeister Ludovico Corrao in seiner 25jährigen Amtszeit (1969 bis 1994) eine Vielzahl an Künstlern und Architekten in den Ort, die sich mit ihren Werken am Neubau der Stadt beteiligten. Gibellina verfügt somit über knapp sechzig Kunstwerke im öffentlichen Raum.  Aber das alles muss noch etwas auf uns warten, da unser erster Stopp die Cantine Ermes am Ortseingang ist. Hier wollen wir Wein probieren und kaufen. Allerdings wird uns am Eingang mitgeteilt, dass wir am Produktionsstandort sind, und es Weine per Direktverkauf nur oberhalb der Stadt in einer anderen Cantine gibt. Es ist die Cantine Tenute Orestiadi. Diese existiert erst seit 2008 und verfügt über 60 Hektar Rebflächen. Wir machen eine Weinprobe mt verschiedenen Weißweinen und einem Rosé und nehmen letztendlich 24 Flaschen mit. Danach suchen wir uns unseren Übernachtungsplatz. Am nördlichen Ende finden wir in der Nähe eines kleinen Stadions einen großen asphaltierten Parkplatz. Nach einer kleinen Stärkung machen wir uns auf zu den Kunstobjekten. Zum Glück hatten wir in der Cantine noch eine kostenlose Karte von Gibellina gesehen, die uns jetzt ziemlich nützlich ist. Denn darin sind alle Sehenswürdigkeiten verzeichnet. Ein traumhaftes Wetter begleitet uns auf unserer Tour (24 Grad in der Sonne!). Kreuz und quer gehen wir durch ein recht menschenleeres Gibellina. Immer wieder säumen Skulpturen, Wandmalereien und avantgardistische Bauten unseren Weg. Die ganze Stadt ist surreal. Vieles ist nur halbferitg oder verfällt bereits wieder. Besonders beeindruckend finden wir die Chiesa Madre mit einer weißen Kugel hinter dem eigentlichen Kirchenraum, die wiederum in eine Art Amphitheater eingebettet ist. Daran anschließend liegt ein um einen Olivenbaum herum gemauerter Hof.

Am nächsten Tag gehen wir um 12.30 Uhr in ein angesagtes Restaurant (La Massara), welches auch gut frequentiert ist. Vera und ich teilen uns eine leckere Antipastivorspeise mit Bresaola, Rucola und Mozzarella. Dazu gesellt sich ein knuspriges Brot und ein verdammt gutes Olivenöl. Dies stammt - wie unser gestern gekaufter Wein - aus der Tenute Orestiadi. Schade, das hätten wir dann auch gekauft. Als Hauptspeise gibt es für Vera Ravioli mit Pistaziencremefüllung, wir anderen bestellen alle einen Burger mit tollem Rindfleisch aber zu trockenem Burgerbrötchen.