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Marsala

Von Gibellina aus fahren wir westwärts Richtung Marsala. Die Straße schlängelt sich durch endlose Rebstockflächen. Die Gegend erinnert uns sehr an die Umgebung zwischen Jerez und Sanlucar de Barrameda, wo auf ähnlich endlosen Flächen die Sherrytrauben wachsen. Wir wollen uns knapp 12 km südlich von Marsala auf einen Strandparkplatz stellen. Manche P4N-Einträge sprechen von Schmutz, andere Kommentare finden den Platz gut. Laura und Daniel gehören zur ersteren Gruppe und rufen uns an als wir noch knapp 10 Minuten zu fahren haben. Wir switchen auf einen etwas weiter nördlich liegenden Schotterplatz um. Auch dieser versprüht nur einen begrenzten Charme, da das Meer sehr am Strand gewütet hat. Hügel mit getrockneten Algen lassen keinen Spaziergang zu,  und etwas weiter ist die Straße sogar halbseitig eingestürzt. Trotzdem verbringen wir hier an der Spiaggia Libera noch schöne Sonnenstunden und spielen Boule. Abends zündet noch irgendjemand zwei Knaller in der Nähe, aber dann kehrt Ruhe ein und wir versinken in einen wohligen Schlaf.

Am nächsten Morgen fahren wir 5 km nach Norden bis zum Hafenanfang von Marsala. Dort ist ein asphaltierter Parkplatz, in dessen Nähe zwei große Weingüter für den typischen Marsalawein liegen. Wir gehen in die Cantine Florio. Diese beeindruckt uns sofort. Alles ist sehr edel und aufwendig gestaltet. Später werde ich lesen, dass die Familie Florio Ende des 18. Jahrhunderts eine der reichsten Familien Italiens war. Über 100 Schiffe fuhren unter ihrer Flagge und konnten die damalig begonnene Likörweinproduktion in die ganze Welt verteilen. Wir gehen in den angegliederten Weinshop und lassen unsere Blicke über das Angebot schweifen. Es gibt sowohl preiswerte junge Weine als auch  alte teure Marsalaweine im Angebot. An einem Etikett lese ich 750 Euro je Flasche, na da kaufen wir dann doch mal einen Karton....  Da wir keine Marsalakenner sind, nehmen wir verschiedene Qualitäten von süß über halbtrocken bis trocken mit. Wir werden testen, welches für uns die richtige Wahl ist. Damals im Jerez hatten wir festgestellt, dass sich die älteren süssen Sherryjahrgänge sehr gut zum Kochen eigneten.

Von der Cantine aus geht es dann zu Fuß zum historischen Zentrum. Wir folgen der Straße am Meer entlang und passieren die häßliche Seite Marsalas. Der gesamte Hafenbereich bröselt vor sich hin oder wird von unansehnlichen Mehrfamilienhäusern gesäumt. Endlich errreichen wir den kleinen alten Kern Marsalas und gehen die Handvoll von schönen Gassen rund um die Kathedrale ab. Hier herrscht Leben, überall stehen die Italiener in kleinen Gruppen zusammen und halten ein Schwätzchen, und die ersten sitzen auch schon am Bartresen bei einem Marsalawein zusammen.  Wir verzichten darauf und kehren zum Wohnmobil zurück. Unterwegs sehen wir noch eine kleine Markthalle, in der wir ein paar Kleinigkeiten einkaufen.