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Sferracavallo - ein Vorort von Palermo

Von Monreale fahren wir weiter in Richtung des Zentrums von Palermo. Dies ist von einer mehrspurigen Straße durchschnitten, der wir nach Westen folgen. Die mehrspurige Straße hat kaum sichtbare Linien für die einzelnen Fahrspuren. Jeder fährt so, wie man es gerade für richtig hält. Zusätzlich ist auf das ein oder andere Schlagloch zu achten. Die Zu- und Abfahrten auf die mehrspurige Straße sind teilweise mit Ampeln geregelt. Trotzdem gilt es aufzupassen, da jederzeit doch noch ein Auto über Rot durchrutschen könnte. Wir erreichen Sferracavallo, welches einen ursprünglichen Stadtkern ohne besondere Sehenswürdigkeiten besitzt. Es liegt von Bergen eingesäumt am Meer, und daher ist der Fischfang unverändert ein bedeutender Wirtschaftszweig. Unser Navigationssystem macht es uns heute aber wieder spannend. Wir sollen ständig rechts abbiegen, obwohl die Straßen höchstens Pkw-tauglich sind. Allerdings war eine breitere Straße dabei, an der ich aber leider vorbeigefahren bin. So geht es einmal rund um den Kirchplatz, um dann links - nach der Ausfahrt eines Linienbusses - abzubiegen. Danach gibt das Navi erneut eine Linksabbiegung vor, der ich bei einer gut befahrbaren Straße folge. Diese führt uns fast komplett hinunter zum Meer. Allerdings gilt es noch einmal nach rechts abzubiegen. Ich schaue hinein und habe Zweifel dort hineinzufahren. Zum Glück gibt es davor am Sackgassenende eine Parkmöglichkeit. Ich steige aus und frage in einer kleinen Werkstatt einen Herrn nach dem richtigen Weg zum Stellplatz Malica. Er stutzt zwar etwas beim Anblick unseres Wohnmobils, meint dann aber bestimmt, dass dies der richtige Weg sei, und auch mit unserem Fahrzeug klappen sollte. Ok, wir versuchen es. Vera steigt aus, klappt den Beifahrerspiegel ein und geht voraus, um mich zwischen links und rechts geparkten Autos durchzulotsen. Nach knapp 30 m kommt von hinten ein älterer Italiener hinzu und fragt, wohin wir denn wollen. Auf unsere Antwort "Malica" sieht auch dieser die jetzige Straße als guten Weg an. Energisch stellt er sich vor unser Wohnmobil, beruhigt Vera etwas und winkt mich ruhig und gelassen auf sich zu. Es wird eng und enger. Rechts auf der Beifahrerseite sehe ich gar nichts, links ist es schon äußerst knapp. Und dann stellt auch der hilfsbereite Italiener fest, dass wir steckenbleiben. Ich soll komplett zurückfahren und drehen. Er verschwindet und Vera übernimmt wieder die Lotsenarbeit. Langsam geht es Stück für Stück zurück. Im Rückspiegel sehe ich dann, dass unser italienischer Helfer wieder parat steht und auf uns wartet. Nachdem wir gedreht haben, sollen wir seinem Pkw folgen. Es geht nach rechts, dann nach links, knapp an Verkehrsschildern vorbei, und schließlich sind wir wieder auf der Straße, wo wir den Linienbus getroffen hatten. Und dann ist es eigentlich einfach. Immer geradeaus, dann links und schließlich noch einmal rechts und schon fahren wir erleichtert auf unseren Wohnmobilstellplatz. Unser italienischer Helfer begrüßt dort das Personal per Handschlag und Küsschen. Nebenher erzählt er das Drama bei unserer Anreise. Zum Dank für seine Mühe möchte ich ihm etwas Geld geben, aber er lehnt dankend ab. Jetzt sind wir endlich da und stellen uns neben die "Schwester Hilde" Abends gehen wir noch an der Strandpromenade entlang, die derzeit komplett neu gestaltet wird. Da es keinen Sandstrand gibt, wird eine Art Naturschwimmbecken in die Felsen eingebaut. Wir gehen bis zum Straßenende und sehen dann linker Hand kleine Trullibauten auftauchen. Das erinnert ja etwas an Alberobelllo in Apulien. Darauf anspielend heißt das gesamte Gelände auch Trullandia. Leider wird es kaum noch gepflegt, und somit fliegt auch entsprechend viel Müll herum.

Am Dienstag erkunden wir Sferracavallos kleinen Hafenbereich und den ziemlich hässlichen Ortskern. Im Bereich der Promenade gibt es eine Art "Fressmeile", auf der Spaghetti- und Fischgerichte auf Plastiktischen angeboten werden. Zurück auf dem Stellplatz hängen wir noch in der Sonne herum.

Am Mittwoch ist Valentinstag. Mit Miza wandern wir etwas im Naturreservat des Monte Gallo. Später werden wir erfahren, dass sich oberhalb des steil abfallenden Felsens ein Plateau befindet, welches auch "Hügel der Schande" genannt wird. Hier hat sich in den siebziger Jahren die Mafia Palermos ein eigenes Wohnviertel mit Blick auf die Bucht von Palermo errichtet. Natürlich hatten sie auch die entsprechenden Genehmigungen der Baubehörden. Heute ist es aber ein geschütztes Gebiet. Und trotzdem sind weiterhin ein paar Villen bewohnt, während andere nie fertiggestellt wurden. Alles sehr seltsam und fremd, aber die fließenden Verbindungen zwischen Kriminalität, Behörden und dem Bau-/ Wirtschaftssektor haben Sizilien und Palermo im Besonderen geprägt. Abends gehen wir noch auf ein Getränk in die "Drinkeria" und dann  in die Pizzeria Sunset. Heute am Valentinstag sind die Pizzen herzförmig und haben einen rosafarbenen Teig. Sie sind reichlich belegt, liegen uns aber auch wie ein Stein im Magen.  Am nächsten Tag geht es für uns nach Palermo (siehe gesonderten Artikel).

Am Freitag heißt es dann langsam Abschied von Laura und Daniel zu nehmen. Wir verbringen noch einmal intensiv unseren letzten gemeinsamen Tag. Morgens machen Daniel und ich noch kleinere Einkäufe, sitzen am Kirchplatz bei einem "Birra" zusammen und bereiten dann etwas später unser gemeinsames Essen vor. Zwischendurch spielen wir noch eine Runde Boule. Die Partie geht erneut an Laura und  mich, so dass der Gesamtstand nach sechs Vergleichen mit drei zu drei endet. Das ist doch ein versöhnliches Ergebnis. Schließlich sitzen wir zum Essen zusammen. Als Vorspeise gibt es "Pomodori con Avocado e Tonno". Darauf folgt eine "Pasta con Carne Muscolare di Manzo Spolpata". Als Dessert werden von Vera "Fragole con Yogurt alla Vaniglia" serviert. Stilecht beenden wir unser Menü mit einem Gläschen Marsala Superiore. Unsere wunderschöne  Zeit über die vergangenen zwei Monate findet so ihren gebührenden Abschluss. Am nächsten Morgen nehmen wir dann endgültig voneinander Abschied. Alle sind etwas bedrückt, aber neue Erlebnisse warten. Laura und Daniel werden  am Sonntagmorgen mit der Fähre von Palermo nach Sardinien übersetzen. Wir dagegen bleiben noch etwas auf Sizilien und erkunden weitere Orte.