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Nach Favaco - Koku´s Camping

Wir folgen der Küstenstraße SS106 in nordöstlicher Richtung. Dabei passieren wir Orte wie Africo und San Luca, die in der Vergangenheit auch oft in Zusammenhang mit der `Ndrangheta - also der kalabrischen Mafia - genannt wurden. Aber nicht jeder Kalabrese ist auch ein Mafia-Mitglied. Trotzdem frage ich mich ständig, inwieweit die gesamte Gesellschaft von diesem System beeinflußt ist. Kann man ein Geschäft eröffnen ohne eine Art Schutzgeld zu entrichten? Oder sind nur noch lukrative Wirtschaftszweige wie das Bau- und Abfallgewerbe betroffen? Ich weiß es nicht und das wiederum macht es noch weniger greifbar.
Unser anfangs gewählter Wohnmobilstellplatz in Bianco sagt uns nicht zu, da er recht voll ist. Zudem liegt er abseits vom Strand innerhalb einer Wohnsiedlung. Da hilft aus unseren Augen auch kein niedriger Übernachtungspreis. Wir planen um und fahren weiter bis zu einem kleinen Campingplatz direkt am Meer. Es handelt sich um Koku`s Camping etwas nördlich des Ortes Favaco. Bei unserer Ankunft sind drei andere Fahrzeuge vor Ort. Eins gehört einem schweizer Ehepaar mit drei großen Hunden, die sich hier für Monate einquartieren. Daneben steht ein Wohnwagen mit schweizer Kennzeichen, der dem gebürtigen Kalabresen Rocco gehört. Dieser spricht auf Grund seiner Ehe mit einer Niederländerin und seinem Wohnort in der Schweiz etliche Sprachen. Natürlich auch Deutsch, so erfahren wir, dass er in ca. 60 km Entfernung zum Campingplatz eine Wohnung besitzt. Dort ist er aufgewachsen. Seine Heimat liegt aber in den Bergen am Eingang zum Nationalpark Aspromonte.  Und dort ist es ihm zu dieser Jahreszeit entschieden zu kalt. Das dritte Fahrzeug ist ein Kastenwagen mit deutschem Kennzeichen, der aber nach unserer ersten Nacht den Platz verlässt. Somit stehen wir hier hauptsächlich zu dritt. Um uns herum lässt der Platzbetreiber Pino an vielen Baustellen herumwerkeln. Diverse kleine Holzhäuser entstehen. Aber wie schon oft ist nicht zu erkennen, dass auch etwas fertig wird. Uns ist es egal. Wir nutzen den hervorragenden Strom um etliche Waschgänge zu starten. Endlich fliegt bei der 60 Grad Wäsche mal nicht die Sicherung heraus. Das Wetter ist allerdings bescheiden. Die Sonne zeigt sich nur sporadisch. Dazu gibt es manchmal einen böigen kalten Wind. Dann wiederum zieht ein Schauer oder ein kleines Gewitter durch. Somit können wir selten in der Sonne sitzen und erkunden am zweiten Tag zu Fuß das Hinterland. Denn jenseits der Bahntrasse und der parallelen SS106 sehen wir auf einem Hügel einen Turmrest und eine Art Burgruine. Unser Weg führt uns auf lehmigen Boden hangaufwärts durch lichte Eukalyptuswälder. Oben angekommen folgen wir einem befahrbaren Schotterweg als mich Vera linker Hand auf Bienenstöcke aufmerksam macht. Ich sehe diese auch, und schon kurz danach bekomme ich einen entsprechenden Bienenbesuch in meinem Haar. Das wuselt total laut auf meinem Kopf. Das müssen mehrere Bienen sein. Ich rufe Vera zu, dass sie  nachschauen soll. Leider warte ich aber nicht auf ihre Hilfe, sondern versuche selbst die Bienen aus meinem Haar zu wischen. Was passiert dann natürlich? Ich werde gestochen. Da mir das schon einmal so ähnlich in Frankreich ergangen ist und sich nach dem ersten Stich weitere Bienen/ Wespen auf mich gestürzt hatten, flüchte ich mich schnell weg. Dann warte ich auf  Vera und lasse mir den spürbaren Stachel aus der Kopfhaut ziehen.
Kurz dananch stehen wir auch schon vor der kleinen Burgruine. Es sind die Überreste des "Castello de San Fili", welches von 1711  bis 1720 durch den Capitano Lamberti errichtet wurde. Später kaufte er noch den benachbarten Wachturm hinzu, von dem ja heute nur noch eine Außenwand steht. Die Burg ähnelt zwar einer Festungsburg. Da sie aber nur bescheidene Ausmaße hatte, wurde sie nur zu Repräsentationszwecken genutzt. Heute ist sie voll zugänglich, obwohl sie in Teilbereichen doch etwas einsturzgefährdet erscheint. Insbesondere der Zugang über die Haupttreppe in das Obergeschoß gefällt uns sehr. Von dort haben wir einen herrlichen weiten freien Blick über das unter uns liegende Meer. Neben der Burgruine steht noch eine kleine teilrestaurierte Kirche. Nun machen wir uns auf den Rückweg und suchen uns auf den lehmigen Hügeln einen anderen Weg zurück zur Straße. Allerdings wird es letztendlich eine "Querfeldeintour" ohne ausgetrampelte Pfade, so dass wir froh sind, als wir wieder einen vernünftigen Weg erreichen.

Ach ja, den hinter dem Campingplatz liegenden Strand haben wir eigentlich immer für uns alleine. Nur morgens geht ein Fischer kurz mit einem an einer Leine befestigten Fischkorb entlang der Küste auf und ab. Aber das war es dann auch schon. Allerdngs ist der Sand am Strand auch sehr schwer begehbar, da er zu weich ist.  Das macht uns dann auch keine Lust auf lange Touren.