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Vom MuSaBa nach Stilo

Stilo ist in die Liste der schönsten Dörfer Italiens aufgenommen. Davon wollen wir uns selbst überzeugen und fahren natürlich – denn fast jedes schönste Dorf hat eine grandiose Aussicht – in die Berge hinein. Circa 14 km schlängeln wir uns vom ionischen Meer in Richtung des Monte Consolino. An dessen Hängen schmiegt sich der Ort in 400 m ü. NN. Im Tal liegt das breite, weitestgehend trockene Flussbett des Stilaro. Die Straßen sind gut ausgebaut, so dass wir ohne Mühe unseren Übernachtungsplatz (den ausgewiesenen Busparkplatz) im Ort erreichen. Zum Glück ist dieser auch nicht zugeparkt. Wir richten uns ein und erkunden dann das sehenswerte Zentrum. Stilo wurde wohl im 7. bis 8. Jahrhundert gegründet, als sich die Bevölkerung zum Schutz vor den einfallenden Sarazenen von der Küste in die Berge zurückzog. Unter der Herrschaft der Normannen wurde der gesamte Ort mit Stadtmauern gesichert, hoch oberhalb wurde zusätzlich auf dem Gipfel des Monte Consolino eine Burg errichtet, von der aus die gesamte umliegende Region beherrscht wurde. Unterhalb der Burg liegt in exponierter Lage eine absolute Besonderheit. Es ist die Cattolica , eine besonders gut erhaltene byzantinische Kirche aus dem 10. Jahrhundert. Für ein Eintrittsgeld von 4 Euro je Person dürfen wir die kleine Kirche besichtigen. Allerdings werden wir vom Einlasspersonal begleitet, da die im Inneren der Kirche frei gelegten Fresken von immensem historischem Wert sind. Der kleine Backsteinbau mit seinen fünf Kuppeln und vier Säulen fasziniert auch uns. Der Bau wurde wohl von Basilianermönchen initiiert, die an den steilen Felshängen in kleinen Höhlen als Eremiten lebten. Unterhalb der Cattolica liegt das alte historische Zentrum Stilos. Engste Gassen durchziehen die Häuser. Wir kommen am Geburtshaus von Tommaso Campanella vorbei. Am 5.09.1568 wurde er hier in einfachsten Verhältnissen in eine Schusterfamilie hinein geboren. Schon früh viel aber sein wacher Geist und sein phänomenales Gedächtnis auf. Später machte er sich als Philosoph, Dominikaner, neulateinischer Dichter und Politiker einen Namen. Er korrespondierte mit Galileo Galilei, war aber Zeit seines Lebens auch ein Gejagter der Inquisition. Fast 27 Jahre war er in Haft, immer wieder wurden seine Schriften durch die jeweiligen Herrschenden als Ketzereien in Frage gestellt. In Paris endete im Jahr 1639 sein ereignisreiches Leben. Nach dem Verlassen des Altstadtbereiches schauen wir noch kurz in den Dom aus dem 14. Jahrhundert. Vor diesem liegt ein schöner offener Platz. Wir beenden unsere Runde durch Stilo, kommen nochmals am Denkmal für Campanella vorbei und verbringen eine absolut ruhige Nacht auf unserem Busparkplatz. Als wir am nächsten Morgen hinunter ins Tal fahren, halten wir noch bei einem Agrarhandel, der sich u.a. auch auf das Pressen von Oliven spezialisiert hat. Wir halten und fragen nach dem besten Olivenöl im Angebot. Es wird uns eine kleine Probe mit einem frischen und milden Geschmack gereicht. Das schmeckt uns, und ein 5 Liter - Kanister verschwindet im Wohnmobil.