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Cosenza - unbekanntes Juwel?

Heute wechseln wir vom ionischen zum tyrrhenischen Meer. Dabei haben wir uns als Zwischenziel die Stadt Cosenza ausgewählt. Unser Weg führt uns durch die Mittelgebirgslandschaft des Sila-Nationalparks mit weitflächigen Nadelwäldern. Die Bäume (Pinien- und Kiefernarten) sind über und über mit Nestern von Prozessionsspinnerraupen bestückt. Auf über 1000 Metern Höhe liegen Schneereste. An der Nordseite bilden sie auf den Wiesen sogar noch eine teils durchgehende Puderschicht. Die Temperaturanzeige unseres Michels zeigt mittlere einstellige Werte. Aber mit der Talfahrt nach Cosenza hinunter steigen die Temperaturen wieder schnell auf 17 Grad. Wir nähern uns von Osten dem Stadtzentrum. Dabei durchqueren wir auf den letzten Metern eine ländliche Hügellandschaft, die keine größere Ortschaft vermuten lässt. Aber nach einer weiteren Kurve liegt dann das historische Zentrum Cosenzas direkt vor uns. Wir folgen jetzt dem Fluss etwas nordwärts und erreichen einen großen Schotterparkplatz mit einem mittigen mobilen Gemüsestand. In dessen Nähe parken wir, und ich kaufe am Stand ein paar Orangen und Zitronen ein.

Wir essen noch eine Kleinigkeit und beginnen dann unsere Erkundungstour. Cosenza hat heute um die 60.000 Einwohner und war in der Antike eine bedeutende Stadt. Kennzeichnend für das Stadtbild sind zahlreiche mehrstöckige große Palazzi, die teils restauriert aber auch oft vor sich hin zerfallen. Es ist ja aber auch schwierig eine Nutzung für diese Gebäude zu finden. Für Einzelfamilien zu groß, für Mehrfamilienhäuser zu unpraktisch, für gemeinnützige Zwecke zu viele leere Möglichkeiten und dann ist da noch der nicht unerhebliche Sanierungsaufwand in dem hier nur schwer zugänglichen Innenstadtbereich. Wir passieren die schöne Brücke Ponte dei Pignatari und suchen den Dom im romanisch-gotischen Stil aus dem 11. Jahrhundert auf, in dessen Gewölben der römisch-deutsche König Heinrich VII und die französiche Königin Isabella von Aragon bestattet sind. Dann kommen wir am altehrwürdigen Café Renzelli vorbei und landen schließlich auf einem großen Platz, der eingerahmt vom Theater und dem Palast der Provinzverwaltung ist. Von hier spazieren wir in den alten, am Hang angelegten Stadtpark hinein. Im Sommer dient dieser sicherlich als kühle Oase im aufgeheizten Stadtzentrum. Nach dem Park gehen wir wieder in das Gassengewirr zurück. Wir treffen an etlichen Ecken auf Wandbilder zur Stadtgeschichte. Die hohen Gebäudestrukturen mit Bögen und Pfeilern sind faszinierend. Wir kommen zurück an den Zusammenfluss von Crati und Busento und folgen der Hauptgeschäftsstraße der Neustadt. Hier hat der gebürtige Cosentiner Carlo Bilotti einen offenen Skulpturenpark initiiert, der Kunstwerke von De Chirico, Dali, Greco oder Consagra zeigt. An Einigen davon kommen wir vorbei, bevor wir über die moderne Brücke "San Francesco" erneut den Fluss überqueren und zurück zum Wohnmobil gehen. Ein Juwel möchte ich die Stadt jetzt nicht nennen. Aber der jetzige morbide Charme des Zentrums und/ oder das damit verbundene Potential könnten irgendwann dazu führen.