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Pompeii - noch mehr alte Steine

Das in Paestum gesparte Geld werden wir in Pompeii investieren. Wir waren am schwanken, ob wir dorthin fahren. Aber viele hatten im Vorfeld zu uns gesagt, dass Pompeii einfach absolut einzigartig ist. Gegen 14 Uhr erreichen wir den Campingplatz Zeus. Dieser liegt in unmittelbarer Nähe zum Zugang "Porto Marina" in die archäologische Ausgrabungsstätte von Pompeii. Als ich für 29 Euro je Nacht einchecke (bisher unser höchster Übernachtungspreis dieser Tour), rät mir der Mann am Schalter noch heute Pompeii zu besuchen, da nachmittags eine gute Zeit sei. Alternativ könnten wir auch am nächsten Morgen sofort mit Öffnung um 9 Uhr hinübergehen, aber auf keinen Fall später! Denn dann schieben sich die Menschenmassen nur so durch die Ausgrabungsobjekte. Ok, jetzt sind wir eingenordet. Ich spreche kurz mit Vera, und wir entscheiden uns für den nächsten Morgen. Als nächste Herausforderung steht jetzt erst einmal die Platzwahl an. Wir durchfahren den für Pkw reservierten Bereich, wo es heute keinen freien Platz mehr gibt. Dann stellen wir uns in eine Ecke und gehen die Wohnmobilstellflächen zu Fuß ab. Diese sind eingefasst mit Mandarinenbäumen. Allerdings ist alles sehr eng und auch die Höhe macht uns an einigen Stellen Kopfschmerzen. Aber irgendwie erreichen wir eine geeignete freie Stelle, fahren rückwärts hinein und sitzen schon kurz danach in der schönen warmen Sonne. Später erforschen wir noch die Umgebung des Campingplatzes. Es ist hier ausgesprochen touristisch. Viele Fress- und Trinkbuden reihen sich aneinander. Etwas weiter unten gibt es auf einem größeren Platz eine Art Markt mit Pompeiiprodukten. Viel Kitsch und Ramsch wird dort angeboten. Am Eingang zum archäologischen Park werden wir noch mit Miza vorstellig und fragen, ob wir sie am nächsten Tag mitnehmen dürfen. Der von uns angesprochene Parkmitarbeiter führt uns zu einem Schild mit einem aufgemalten Hundekörper. Eigentlich ist sie kaum größer, aber ich habe gelesen, dass die zweite Anforderung 10 kg Körpergewicht sind. Da liegt unsere Miza doch 5 kg darüber. Wir lassen sie dann morgen lieber im Wohnmobil.
Am nächsten Tag geht es dann für uns um 8.45 Uhr los zum Parkeingang. Da warten bereits zwischen 30 bis 50 Besucher. Kurz danach stößt noch eine asiatische Busladung dazu. Als die Eingangstore geöffnet werden,  fluten wir mit den Menschen hinein und stehen dann vor dem Ticketverkauf an. Ein äußerst gelangweilter und affiger Mitarbeiter verkauft uns zwei Tickets je 18 Euro. Jetzt starten wir unseren Rundgang in das antike Pompeii, welches seit dem 18. Jahrhundert von seinen Lavamassen befreit wird. Es ist wahrlich ein einzigartiges Gelände, welches bei den eingebundenen Archäologen immer wieder neue Funde hervorbringt und einem ständigen Wandlungsprozess unterliegt. Verschüttet wurde das Gelände durch einen Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 nach Christus. Bei Gebäudebereichen, die mit wenig Aufwand zugänglich waren, wurden bekannte Kostbarkeiten wie Marmorstatuen ausgegraben. Später gab es sicherlich auch Grabräuber bzw. Teilbereiche des Geländes wurden neu besiedelt. Jedenfalls wurde über 1600 Jahre Einfluss auf die verschüttete Struktur genommen, bevor ab dem Anfang des 18. Jahrhunderts die ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen begannen. Das bedeutet aber insbesondere, dass das an einer Stelle Gefundene sich dort nicht auch am Tag des Untergangs befunden haben muss. Somit ist die Deutung und die Zuordnung der Fundstücke immer wieder  neu zu betrachten. Die Lavamassen hatten aber auch einen unschätzbaren Vorteil.Sie erhärteten mit der Zeit und die im Inneren eingeschlossenen organischen Teile zersetzten sich. Durch das Füllen dieser Hohlräume mit Gips konnten Möbel und aber auch Menschen und Tiere nachgebildet werden. Mit diesem Halbwissen sind wir gut vorbereitet :-), und lassen die vielfältigen Eindrücke auf uns wirken.
Wir sehen Badegebäude, Arenen, Herrenhäuser, Bürgerhäuser und kleinste Ställe und gehen dabei über die großformatigen Basaltsteinblöcke der Gassen, die immer wieder unterbrochen von "Brückensteinen" sind, die einen Übergang bei Starkregen gewährten. Wir staunen über die damalige Baukunst, die besondere Architektur mit innenliegenden Brunnen und Gärten, sowie die aufwendigen Wandmalereien. An einer der Hauptgeschäftsstraßen wurden warme Gerichte an offenen Kochstellen angeboten. Eigentlich wurde damals genauso wie heute gelebt. Es fehlten nur der Strom und damit die problemlose Beleuchtung, das Auto und natürlich unser liebgewonnenes Smartphone. Aber ansonsten wurde hier in Pompeii gelebt wie heute. Allerdings war Pompeii auch eine fortschrittliche Stadt mit einer hohen Bildung und kein armes Landdorf. Natürlich gab es auch ein Bordellgebäude, das Lupanar, vor dem sich heute die Touristengruppen in einer langen Schlange aufreihen. Es ist wohl mit das meistbesuchte Gebäude Pompeiis. Für uns kommt ein untätiges Warten nicht in Frage, da schauen wir lieber in eins der anderen Gebäude noch hinein. Denn in jeder Gasse gibt es eigentlich immer wieder geöffnete Bereiche. Als wir zum Eingang zurückkehren, schieben wir uns aber trotzdem noch mit vielen anderen Menschen durch eine Therme. Jetzt reicht es aber mit den Steinen. Wir verlassen gegen 12 Uhr das Gelände und werden am Wohnmobil von Miza freudigst begrüßt. Das lange Laufen auf den unebenen Steinen hat uns ganz schön angestrengt. So genießen wir jetzt das Chillen in der Sonne.

Den Bericht möchte ich mit einer Weisheit des von uns getroffenen luxemburgischen Reisenden Jean beschließen:
"Alte Steine interessieren mich nicht mehr besonders, davon habe ich in Pompeii genug gesehen." In dem Sinne wünschen wir Euch viele steinlose Erlebnisse.